Alois Glück neuer ZdK-Präsident

23.11.2009

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat am Freitag, dem 20. November 2009, Alois Glück mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt.

In seiner Rede vor der ZdK-Vollversammlung versprach der neue ZdK-Präsident, sich für eine vertrauensvolle und fruchtbare Zusammenarbeit mit der Deutschen Bischofskonferenz einzusetzen, um gemeinsam nach Perspektiven für die Zukunft der Kirche in Deutschland zu suchen.

Zu allen Zeiten habe die Kirche um den richtigen Weg zwischen notwendigen Entwicklungen und Bewahrung der grundlegenden Wahrheiten des Glaubens gerungen, betonte Glück. Wo es keine Meinungsverschiedenheit mehr gebe, keine Vielfalt, sondern nur noch Einförmigkeit, gebe es keinen lebendigen Geist und keine geistige Kraft. Die entscheidende Frage sei, wie Meinungsverschiedenheiten in der Kirche ausgetragen würden. Das Ringen um die Wahrheit und um den richtigen Weg müsse vom Geist der Liebe, vom Respekt vor dem Anderen und seiner Gewissensfreiheit, vom Anspruch des christlichen Menschenbildes geprägt sein und nicht vom Geist der Unversöhnlichkeit, der Ausgrenzung oder des Anspruchs, dass nur die eigene Position die allein katholische sei. Davon werde auch die Glaubwürdigkeit in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen wesentlich abhängen.

Glück rief die Kirche auf, selbstbewusst missionarisch zu sein und offen für fremde Milieus. "Ich sehe in unserer Kirche zu viel Ängstlichkeit gegenüber der modernen Welt, zu viel Abwehr, zu viel Tendenz, in den eigenen Schutzräumen zu bleiben", so Glück wörtlich. Ohne die Mitwirkung der Laien werde die Kirche allerdings wenig wirksam sein können.

Den besonderen Auftrag der Laien sieht der neue Präsident des ZdK in ihrem Engagement in Gesellschaft und Staat. Er widersprach ausdrücklich denen, die meinen, dass christliche Werte in dieser Zeit keine Chance hätten: "Im Gegenteil: Wir haben heute mehr Chancen als vor zehn oder auch fünf Jahren, mit solchen Positionen und Argumenten gehört zu werden. Das ist eine Folge allgemeiner Verunsicherungen, der Erkenntnis, dass Konsum und Lebensstandard noch nicht sinnstiftend sind, der Erfahrungen der Grenzen bisheriger Entwicklungen und der Zusammenbrüche von Verheißungen. Noch nie waren so viele Menschen auf der Suche nach Sinn und Orientierung unterwegs wie gegenwärtig". Es werde für viele Menschen immer offensichtlicher, dass ein "Weiter so" der bisherigen Art zu leben eine Sackgasse sei.

Im Weiteren benannte der neue ZdK-Präsident zentrale politische und gesellschaftliche Herausforderungen der kommenden Jahre. Es sei absehbar, dass es in den nächsten Jahren zu schweren Verteilungskonflikten in der Gesellschaft kommen werde und die zukünftige Ausgestaltung des Sozialstaates eines der ganz zentralen Themen sei. Die großen Jahrhundertthemen wie Klimaveränderungen, künftige Energieversorgung, Ernährung der Weltbevölkerung, Konflikte um Wasser und Rohstoffversorgung stünden längst auf der Tagesordnung. Die Globalisierung brauche eine neue Orientierung. Zu den großen Aufgaben dieser Zeit zählten die Auswirkungen der demographischen Entwicklung. Das Thema "Generationengerechtigkeit" werde neu aufbrechen.

"Wir haben für alle diese Aufgaben unserer Zeit viel einzubringen. Das Menschenbild der jüdisch-christlichen Wertetradition, das christliche Menschenbild, die Prinzipien der Christlichen Soziallehre. Wir brauchen eine neue Qualität der Kultur der Verantwortung, der Verantwortung für sich selbst, für die Mitmenschen, für das Gemeinwesen und vor allem, als eine der größten ethischen Herausforderung unserer Zeit, für die Nachkommen", unterstrich Glück.

Im Amt des ZdK-Präsidenten folgt Alois Glück Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, der nach mehr als zwölfjähriger Amtszeit nicht erneut zur Wahl stand.
(Informationen zur Person finden Sie im Anhang zu dieser Meldung. Ein Bild von Alois Glück sowie die Dokumentation und den Mitschnitt seiner Rede finden Sie unter www.zdk.de)


Alois Glück - Informationen zur Person

Privat
Alois Glück wurde am 24.1.1940 auf einem Bauernhof in Hörzing, Landkreis Traunstein/Obb. geboren und ist dort mit zwei Schwestern aufgewachsen.
Der Vater ist im Juni 1944 in Frankreich gefallen. Alois Glück ist als Halbwaise aufgewachsen.
Nach der Volksschule arbeitete er im elterlichen Betrieb mit.
Mit 17 Jahren musste er die Betriebsleitung übernehmen.
Alois Glück ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Sein Lebensweg sieht Alois Glück sehr stark geprägt durch
- die frühe Übernahme von Verantwortung;
- die Erfahrungen mit Behinderung (die ältere Schwester war durch Kinderlähmung an den Rollstuhl gebunden, der eigene Sohn ist durch zwei Gehirnhautentzündungen schwerstbehindert);
- durch die ehrenamtliche und hauptamtliche Tätigkeit in der Katholischen Jugend.

Beruflicher Weg
Der erlernte Beruf ist Landwirt. Besuch der Landwirtschaftsschule (Betriebsleiterschule)
Von 1964 bis 1971 Landessekretär der Katholischen Landjugendbewegung Bayerns. In dieser Zeit Fortbildung in Seminaren in Jugend- und Erwachsenenbildung und im Journalismus.
Von 1966 bis zu Landtagskandidatur 1970 ständiger freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk und anderen Rundfunkanstalten mit dem Schwerpunkt Entwicklungen im ländlichen Raum. Seit dieser Zeit publizistisch tätig.
Im November 1970 Wahl in den Bayerischen Landtag.

Politische Laufbahn
Von 1970-2008 Mitglied des Bayerischen Landtags
1970-74 Schwerpunkt Sozialpolitik, insbesondere Behindertenhilfe
1974 - 1986 Vorsitzender des Parlamentsausschusses für Landesentwicklung und Umweltfragen
1986-1988 Staatssekretär im Staatsministerium für Landesentwicklung und
Umweltfragen
1988 - 2003 Vorsitzender der CSU Landtagsfraktion
2003 - 2008 Landtagspräsident

Verschiedene führende Funktionen in der CSU

Bezirksvorsitzender Oberbayern
Mitglied im Parteivorstand im Parteipräsidium
Vorsitzender der CSU Grundsatzkommission bis Herbst 2009

Thematische Schwerpunkte in der politischen Arbeit:

Alois Glück war von Anfang an prägend engagiert in der Entwicklung der bayerischen Agrarpolitik, von Entwicklungsstrategien für den ländlichen Raum und ab 1972 bis1988 vor allem in der Umweltpolitik. In diesen Themen wurde er als Fachmann bundesweit bekannt.
Seit den achtziger Jahren starkes Engagement in allem Themen der gesellschaftspolitischen Entwicklung und zu wichtigen Zukunftsfragen. Dabei Zusammenarbeit mit führenden Experten der jeweiligen Themen in Wissenschaft und Politik.
Ein besonderer Schwerpunkt war und ist die Bedeutung der katholischen Soziallehre für die gegenwärtigen Entwicklungen in Gesellschaft, Wirtschaft und im Prozess der Globalisierung.

Kirchliches Engagement

Dekanatsjugendführer
Kreisobmann der Katholischen Landjugend
Diözesanvorsitzender der Katholischen Landjugend
Landessekretär der Katholischen Landjugend
Mitarbeit in der katholischen Landvolksbewegung
Mitglied des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum München und Freising
Mitglied des Landeskomitees der Katholiken in Bayern
Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)
Vorsitzender des Trägervereins für den Katholikentag in München 1984
Mitglied im Präsidium des Ökumenischen Kirchentags Berlin 2003 und des 2. Ökumenischen Kirchentags München 2010
Referent in vielen Veranstaltungen im kirchlichen Bereich
Vorsitzender des Freundeskreises der Abtei Frauenwörth
Vorsitzender des Fördervereins für das Caritas-Kinderdorf Irschenberg
Mitglied im Beirat von Misereor

Publikationen

Bücher:
- Das Grundstück der 60 Millionen, 1970
- Abstieg oder Aufbruch, 1996
- Verantwortung übernehmen, 2000
- Warum wir uns ändern müssen. Wege in eine zukunftsfähige Kultur, Anfang 2010

Mitautor bei mehreren Büchern zu gesellschaftspolitischen Fragen und Zukunftsfragen.
Zahlreiche Artikel zu Grundsatzfragen der Politik und der gesellschaftlichen Entwicklung,
insbesondere zur Bedeutung christlicher Wertvorstellungen und der Religion in dieser Zeit und zu Bedeutung christlichen Soziallehre für die Themen unserer Zeit.

Gegenwärtige Tätigkeiten (Auswahl)
Sehr vielfältiges ehrenamtliches Engagement.
Schwerpunkte sind:
- Soziale Aufgabenstellungen. Behindertenhilfe, Initiator und Vorsitzender des Netzwerkes Hospiz im Heimatlandkreis. Einsatz für den Ausbau der Verbindung von ehrenamtlichen Hospizdienst und Palliativmedizin als flächendeckendes Angebot in Bayern.
- Mitglied von Donum Vitae Bayern e.V.
- Vorsitzender der Bergwacht Bayern (Bergrettung)
- Mitarbeit in Gruppen, die sich besonders mit der Zukunftsentwicklung befassen, z.B
Denkwerk Zukunft (Professor Biedenkopf, Prof. Miegel u,a,).
Konvent für Deutschland (Professor Roman Herzog, Bundespräsident a. D. u.a.)
Kuratorium Freiberger Stiftung

Stellvertretender Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung
(u.a. besonderer Arbeitsschwerpunkt Islam)