Dechant Freericks: "Ich erwarte mündige Christen“

02.03.2009

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NGZ online, 2. März 2009

Am Sonntag wurde Monsignore Franz Josef Freericks aus Rommerskirchen in sein neues Amt als Dechant für Dormagen, Rommerskirchen und Grevenbroich eingeführt.

In einem feierlichen Einführungsgottesdienst in der Klosterbasilika in Knechtsteden übergab Kreisdechant und Neusser Oberpfarrer Monsignore Guido Assmann, Freericks Vorgänger als Dormagener Dechant, das Amt. Gleichzeitig wurde Pater Johannes Karralackal, Pfarrvikar im Seelsorgebereich Dormagen Nord,zum Definitor (Stellvertreter) ernannt. Die Zusammenlegung der Dekanate Dormagen und Grevenbroich erfolgt im Zuge des neuen Zuschnitts mit allein 16 Pfarrgemeinden in Grevenbroich, fünf in Rommerskirchen und den beiden Seelsorgebereichen in Dormagen. Die NGZ sprach mit Franz Josef Freericks über sein neues Amt, seine Vorstellungen und Ziele.

Monsignore Freericks, warum werden die Dekanate immer größer zugeschnitten?

Franz Josef Freericks Es wird für die Kirche immer schwieriger die Ämter zu besetzten. Mit der Zusammenlegung der Dekanate kann diese zusätzliche Arbeit auf wenige Köpfe verteilt werden. Damit bleibt mehr Zeit für die Seelsorge.

Was sind denn die Aufgaben des Dechanten?

Freericks Er organisiert die Dekanatskonferenz, in der wichtige grundsätzliche Dinge besprochen werden. Und er ist Ansprechpartner in vielen organisatorischen Fragen. Schließlich vertritt er die Pfarrgemeinden im Priesterrat des Erzbistums, wo die wichtigsten Fragen der Priester im Erzbistum besprochen werden.

Das klingt nach einem Verwaltungsjob?

Freericks Dieser Eindruck täuscht. Es geht im wesentlichen darum, die Seelsorge zu unterstützen. Eines der wichtigsten Ziele ist dabei, die Priester von Verwaltungsaufgaben zu entlasten und mehr Freiraum für die eigentliche Seelsorge zu schaffen.

Ist das nicht für einen Dechanten ein zu großes Aufgabenfeld mit zwei Städten und einer Gemeinde?

Freericks Das beschauliche Leben, das der Pastor am Ort früher führte, gibt es nicht mehr. Dass er neben seinem Priesteramt noch Bienen züchtet, ist heute nicht mehr drin. Wir sind bemüht, dass in jedem Seelsorgebereich mindestens zwei Priester wirken. Dort, wo das bereits umgesetzt wird, hat es sich weitgehend bewährt.

Aber kommt nicht dennoch die persönliche Ansprache zu kurz?

Freericks Es kann sein, dass der persönliche Kontakt etwas leidet. Aber ein großer Teil der Berührungspunkte bleibt, wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen bleiben. Die persönliche Ansprache bleibt Kernstück der Seelsorge. Ein Ziel der Reform ist es gerade, der eigentlichen Seelsorge mehr Raum zu geben. Das geschieht zum Beispiel durch den Einsatz der Pfarrvikare.

Wie sieht das mit Ihnen persönlich aus? Schätzen sie die Verwaltungsarbeit oder ist sie ein notwendiges Übel?

Freericks Die Verwaltungsarbeit gehört für mich dazu. Ich reiße mich nicht darum. Mir liegt mehr die direkte Seelsorge am Herzen.

Viele Menschen in Dormagen und in Grevenbroich kennen Sie noch nicht. Wie würden Sie sich selbst charakterisieren?

Freericks Ich bin trotz meines ostfriesischen Namens - die Familie stammt ursprünglich aus Norden - vor allem Rheinländer. Und ich bin katholisch. Beides bedeutet eine große Offenheit und eine große Bandbreite, Dinge und Meinungen nebeneinander stehen zu lassen. Das reicht von konservativen Kräften bis zu Reformbestrebungen. Darüber hinaus bin ich vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt.

Ecken Sie mit dieser Haltung im Erzbistum Köln nicht gelegentlich an?

Freericks Wer sich auf das Zweite Vatikanische Konzil beruft, dürfte in der Kirche nicht anecken. Aber wenn mir etwas nicht passt, mache ich den Mund auf.

Ist das im Erzbistum Köln nicht recht mutig?

Freericks Ach wissen Sie, ich bin über sechzig Jahre alt. Wenn mich das Erzbistum in die Eifel schicken würde - da wollte ich immer schon mal hin.

Was erwarten Sie von Ihren Schäfchen?

Freericks Es geht eben nicht um Schöäfchenchäfchen, sondern mündige Christen. Ich erwarte in unserem Dekanat kritische und lebendige Christen, die sich für Glaube und Kirche engagieren.

Freuen Sie sich auf Ihre neue Aufgabe als Dechant eines so großen Gebietes oder ist sie eher eine Last?
Freericks Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe. Ich will den Menschen die Frohe Botschaft verkünden. Und eine besondere Betonung liegt dabei auf „Froh“. So lautete schon mein Primizspruch: „... und doch alle Zeit fröhlich.“