Eine Zielskizze für den Pastoralen Zukunftsweg

09.09.2019

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PEK

Köln. Ideen und Vorschläge der Zielskizze 2030 für den derzeit laufenden Pastoralen Zukunftsweg im Erzbistum Köln hat am Samstag der Diözesanpastoralrat unter Leitung von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki diskutiert. Damit tritt die Neuaufstellung des Erzbistums in eine entscheidende Phase: Die Zielskizze ist die Zusammenfassung von Überlegungen, Ideen und Vorschlägen der fünf Teams aus den so genannten Arbeitsfeldern, die sich in den vergangenen Monaten intensiv mit der Situation im Erzbistum Köln befasst hatten. Dazu zählen Ideen für zukunftsweisende Gemeindeformen und deren adäquate Leitung mit Beteiligung von Gefirmten, der erforderlichen Qualifizierung von Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen, den erhöhten Stellenwert und die Verlebendigung von Gottesdiensten und Sakramentenspendung, eine Verbesserung der Kommunikation auf allen Ebenen und zukunftsfähige Strukturen. Für die Umsetzung ist das kommende Jahrzehnt bis 2030 geplant. Als Ziel hatte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki für den Pastoralen Zukunftsweg ausgegeben, „eine miteinander gestaltete, getragene und verantwortete Kirche“ zu werden, „in der es verschiedene Dienste und Rollen, doch keine unterschiedliche Würde der Getauften gibt“.

„Kirche muss bei uns zukünftig viel stärker von der Gemeinde her gedacht und gelebt werden“, so Generalvikar Dr. Markus Hofmann. „Entscheidend ist dabei, dass Gemeinde sich überall da zeigt und lebt, wo Menschen sich regelmäßig als Gemeinschaft im Geist Jesu zusammenfinden – etwa in unseren Einrichtungen und Schulen, in Kindergärten, Beratungsstellen, bei unseren Vereinen und Verbänden, in Bildungsstätten – also bei weitem nicht nur da, wo ein Kirchturm steht. Die Zielskizze benennt in einem ersten Schritt wichtige Voraussetzungen, die wir dazu brauchen, um diese Form der Gemeinde zu leben. Das sind bestimmte Werte und Haltungen, das ist eine dialogische Kommunikation, das ist geteilte Verantwortung und eine vorbildliche Führungskultur, natürlich auch angemessene Strukturen und Ressourcen, um nur einige Aspekte zu nennen. Und all das auf der Grundlage eines lebendigen und Freude ausstrahlenden Glaubens.“

Alle diese Orte des gelebten Glaubens verstehen sich zugleich als Orte der Glaubensverkündigung. Sammlungs- und Sendungsort zugleich ist dabei die sonntägliche Feier der Eucharistie. Sie soll zu einem anziehenden und identitätsstiftenden Erlebnisraum für die örtliche Gemeinschaft der Glaubenden und darüber hinaus werden, attraktiv gestaltet mit einer im Wortsinn ansprechenden Predigt und qualitätvoller Musik. Eine Vielfalt weiterer Gottesdienstformen – Vespern, Wortgottesdienste, Evensongs, Taizé-Gebet und mehr – sollen das liturgische Angebot vor allem werktags ergänzen; hier sind Experimente erforderlich und erwünscht. Wie die Eucharistiefeiern sollen auch die Sakramente, etwa die Beichte, zeitlich und örtlich verlässlich stattfinden. Die verlässliche Vielfalt soll den unterschiedlichen Bedürfnissen verschiedener Zielgruppen entsprechen. Gesellschaftlich zeigt sich die jeweilige Gemeinde auch in ihrem mitmenschlichen Engagement, das sich besonders jenen zuwendet, die von anderen Sozialnetzwerken nicht erreicht werden.

Wenn auch bislang oft im gleichen Wortsinn gebraucht, ist bei diesem Ansatz der Gemeinde sachlich die Pfarrei zu unterscheiden: Diese stellt die pastorale Einheit unter Leitung eines Pfarrers dar und ist zugleich Körperschaft öffentlichen Rechts; unter ihrem „Dach“ kann sich dann die Vielfalt der Gemeinden entfalten. Die Pfarreien sollen dazu der Zielskizze zufolge von wirtschaftlichen Risiken und Verwaltungsaufgaben entlastet werden, indem etwa Trägerschaften und Gebäudeverwaltung ausgelagert werden. Zugleich soll eine freiere Verwendung des Budgets die Eigenverantwortung der Pfarreien stärken und in die Lage versetzen, in Seelsorge und Engagement lokal angepasste Schwerpunkte zu setzen. Insgesamt sind namentlich die strukturellen Überlegungen der Zielskizze darauf angelegt, den Gemeinden und Pfarreien deutlich größere Gestaltungsspielräume zu eröffnen. Die Vernetzung unter den Pfarreien und eine insgesamt schlankere Struktur erleichtern das Zusammenwirken. Das Kölner Generalvikariat, die Verwaltung des Erzbistums, unterstützt als Dienstleister die Pastoral in der Fläche.

Erforderlich ist auch eine entsprechende Kommunikation: inhaltlich transparent und wertschätzend, technisch auf der Höhe der Zeit, auf allen aktuellen Kommunikationskanälen – einschließlich der Glaubensverkündigung. Entscheidend ist die jeweilige Zielgruppenorientierung, aber auch die Übernahme heute üblicher Standards. So könnte ein digitales „pfarrbüro24“ viele Informations- und Verwaltungsvorgänge unabhängig von Bürozeiten machen; für die Beantwortung von Anfragen gibt es verbindliche Reaktionszeiten; ein einheitliches Erscheinungsbild vom Schaukasten bis zum Briefkopf fördert die (Wieder-) Erkennbarkeit – dies als Beispiele für ganz unterschiedlich große oder kleine Schritte zu guter Kommunikation.

Vielfältige Bildungsangebote sollen allen Beteiligten die Möglichkeit bieten, sich umfassend für die anstehenden Aufgaben zu qualifizieren. Dazu gehört immer auch die Katechese als Einführung und Vertiefung im Glauben. Ein lebendiger Austausch unter allen Beteiligten und auf allen Ebenen soll dazu beitragen, aus den Erfahrungen zu lernen – einschließlich gemachter Fehler. Zielskizze und Diskussionsergebnisse werden nun auf den drei kommenden Regionalforen in Köln (21. September), Euskirchen (28. September) und Düsseldorf (5. Oktober) mit allen Interessierten, die sich dazu angemeldet haben, weiter vertieft. Kardinal Woelki lässt nun in Pilotprojekten erste Erfahrungen mit einigen Vorschlägen sammeln. „Das Feedback, das auf den Regionalforen zu den einzelnen Punkten der Zielskizze gegeben werden wird, ist ein wichtiger Beitrag, damit wir am Ende der Aktuellen Etappe ein klareres Zielbild für das Erzbistum Köln im Jahr 2030 haben“, so Generalvikar Hofmann.

32 Mitglieder des Diözesanpastoralrats antworteten auf die Frage, ob die Zielskizze grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung sei, mit „Ja“, weitere 18 mit „teilweise“ und niemand mit „nein“. „Die Zielskizze ist selbstverständlich nur ein vorläufiges Bild mit Umrissen in groben Strichen“, so Kardinal Woelki. „Sie kann und will keine endgültigen Antworten geben, sondern nur eine erste Kontur dessen, was wir miteinander jetzt als Zielbild für die Kirche im Erzbistum Köln entwickeln wollen. Daran werden wir miteinander weiter arbeiten. Die intensive Diskussion im Diözesanpastoralrat hat mich darin bestärkt und dafür bin ich sehr dankbar.“

Die Zielskizze ist ein entscheidender Zwischenschritt auf dem Pastoralen Zukunftsweg. Seit Herbst 2018 waren dazu in den fünf Arbeitsfeldern „(Geistlicher) Kulturwandel und Vertrauensarbeit“, „Kirche (in ihrer ganzen Breite) vor Ort“, „Kommunikation, Dialog, Öffentlichkeit“, „Ausbildung & Kompetenzerweiterung“ sowie „Effizienz & Nachhaltigkeit (Dienstleistung)“ die unterschiedlichen Themenfelder der aktuellen kirchlichen Situation im Erzbistum Köln bearbeitet worden. Dazu wurden systematisch Informationen und Daten erhoben, Expertengespräche geführt und Befragungen durchgeführt. Die daraus entstandenen Ideen, Überlegungen und Arbeitsresultate sind auf www.zukunftsweg.koeln/#zielskizze veröffentlicht.