Infoabend über Missbrauch

29.04.2010

Der Katholikenrat hatte kürzlich zu einem Infoabend über sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen eingeladen. Rund 20 Personen – darunter viele Aktive aus der Kinder- und Jugendarbeit – folgten der Einladung und informierten sich.

Mit der Leiterin der Neusser Ambulanz für Kinderschutz, Viola Meurer-Blasius, stand eine äußerst kompetente Referentin zur Verfügung. Sie zeigte zunächst die Wege auf, die Pädophile auf der Suche nach potenziellen Opfern beschreiten. Sie gingen planweise vor und suchten zunächst Gelegenheiten, Kontakt zu Kindern zu bekommen – beispielsweise im beruflichen, ehrenamtlichen oder familiären Umfeld. Der Kontakt mit ausgesuchten Opfern werde zunächst vertieft, dann beginne eine Desensibilisierung bezüglich der Sexualität; bald folge das Überschreiten von Grenzen – also das Vornehmen von sexuellen Handlungen. Nicht selten werde dies mit (exklusiven und ansonsten verbotenen) angenehmen Erlebnissen verknüpft, so z.B. mit Alkoholkonsum, Filmgucken o.ä.

Für die Kinder oder Jugendlichen ergebe sich daraus eine Falle: sie wollten die positiven Erlebnisse beibehalten und – weil sie häufig von den Eltern nicht erlaubt würden – nicht darüber sprechen. Deshalb müssten sie auch über den Missbrauch schweigen. Es erwachse ein emotionaler Zwiespalt zwischen Bevorzugung und Isolation, Freude und Ekel sowie Schuld und Scham. Auch angesichts dieser Gefühlswelt fänden die meisten Kinder keine Worte für das erlittene Unrecht. Häufig neigten sie aber zu Stressreaktionen (Bettnässen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Essstörungen, Selbstverletzung). Für das Umfeld sei es angesichts dieser allgemeinen Symptome sehr schwierig, auf sexuellen Missbrauch zu schließen.

Wenn der Verdacht auf sexuellen Missbrauch in irgendeiner Form vorliege, solle man dennoch zunächst Ruhe bewahren. Wichtig seien eine sorgfältige Prüfung des Verdachts einerseits und eine Stabilisierung des Kindes und seines Umfeldes andererseits. Eine zu frühe Einschaltung von Polizei und Staatsanwaltschaft sei nicht sinnvoll; unter Umständen könne sie sogar zur Einstellung des Verfahrens führen, wenn das Kind in seinen unmittelbar getätigten Aussagen nicht als glaubhaft begutachtet werde. Die Einbindung von Fachleuten in den gesamten Prozess sei unbedingt zu empfehlen.

In der anschließenden Diskussion wurden auch Wege erörtert, Missbrauchs- und Verdachtssituationen in der kirchlichen Jugendarbeit zu vermeiden. Neben dem unaufhebbaren Gebot, als in der Kinder- und Jugendarbeit tätiger eine professionelle Distanz zu wahren, wurde auch eine weitestgehende Öffentlichkeit von Begegnungen zwischen Erwachsenen und Kindern genannt.

Mehr Informationen: http://www.lukasneuss.de/einrichtungen_extern/kinderschutz/index.html