„Kapell bei dieser Pforten“ steht seit 300 Jahren

16.08.2013

Am 22. August 1713, also vor genau 300 Jahren, wurde in der „Kapelle zur Schmerzhaften Mutter Gottes“ am Obertor erstmals wieder ein Gottesdienst gefeiert. Das nimmt der Förderverein des heute schlicht „Obertorkapelle“ genannten Gotteshauses zum Anlass für ein großes Fest.
 
Die Geschichte der Kapelle reicht aber noch länger in die Vergangenheit zurück: Vermutlich gab es schon im 13. Jahrhundert eine Kapelle am südlichen Stadttor, auf jeden Fall aber im 15. Jahrhundert. Stadtschreiber Christian Wierstraet berichtet, dass die Neusser nach Abwendung der burgundischen Belagerung 1474/75 gelobten, „in der Kapell bei dieser Pforten“ jeden Samstag eine hl. Messe zu lesen.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der alte Tuffsteinbau durch die bis heute bestehende Backsteinkirche ersetzt. In der Franzosenzeit ging die Kapelle in die Armenverwaltung der Stadt über; 1865 kauften sie die Augustinerinnen und nutzten Kapelle und Nachbarhaus zunächst für die Krankenpflege, später als Hostienbäckerei und Nähschule. Ein Großfeuer am Obertor im Jahr 1900 überstand die Kapelle unbeschadet, ebenso auch den Streit um einen möglichen Abbruch. Heute ist die Kapelle in der Obhut der Münstergemeinde und wird nur noch gelegentlich für Gottesdienste genutzt. Das unmittelbar angrenzende frühere Klostergebäude wird privat bewohnt.
Vor fünf Jahren gründete sich ein Förderverein, der sich den Erhalt der Kapelle und die Verbesserung der Ausstattung auf die Fahnen geschrieben hat. Dieser Förderverein lädt auch zu den Jubiläumsfeierlichkeiten ein. Am Donnerstag, dem 22. August 2013, wird um 18.00 Uhr eine Festmesse in der Basilika St. Quirin gefeiert. Nach einem gemeinsamen Gang zum Obertor folgt dort eine kurze Dankandacht. Es schließt sich eine weltliche Feier mit Speis und Trank an.
 
Sein Kommen zugesagt hat bereits der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner. Ein Blick in die Geschichtsbücher offenbart etwas Pikantes: Sein Vorgänger Ruprecht von der Pfalz (1427-1480) stand auf Seiten der burgundischen Truppen unter Karl dem Kühnen, denn er hatte sich im Zuge der Kölner Stiftsfehde mit seinen Landständen, darunter auch Neuss, überworfen. Allerdings: Fünf Jahre später wurde Hermann von Hessen (1450-1508) Erzbischof von Köln. Und er war es bekanntlich, der den Neussern rettend zu Hilfe kam.