St. Martin: Archäologen wurden in Frimmersdorf fündig

20.12.2016

Archäologen sind an der Frimmersdorfer Pfarrkirche St. Martin fündig geworden. Vor kurzem konnte dort die Rampe zum Kirchplatz freigegeben werden. „Es war bekannt, dass in diesem Bereich einmal ein Friedhof angelegt war, aber niemand hat wissen können, dass sich die Gebeine aufgrund der besonderen Bodenbeschaffenheit nach dieser langen Zeit noch nicht zersetzt hatten“, heißt es. Ein Glücksfall für die Archäologen. Sie vermuten, ein sogenanntes Kopfgrab aus dem 13. Jahrhundert gefunden zu haben. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) schreibt dazu folgendes:
 
„Im Zuge des Baus der behindertengerechten Zufahrtsrampe zur Pfarrkirche St. Martin in Frimmersdorf wurden durch Archäologen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland die Reste von insgesamt 101 Gräbern freigelegt und sorgfältig dokumentiert. Der nach den schriftlichen Quellen bis 1852 genutzte Friedhof war sehr dicht belegt, so dass viele Gräber ineinandergriffen. Immer wieder fanden sich in den Grablagen die Skelettreste älterer Beisetzungen (insgesamt 95), die wieder bestattet worden waren. Ein besonderer Befund dieser Art war eine etwa 3 x 3 m messende Grube, die mit Schädeln und Langknochen von mindestens 220 Toten gefüllt war.
 
Für die Archäologen ist es wahrscheinlich, dass dieses Ossuarium im Zuge des für das Jahr 1765 belegten Ausbaus der Kirche angelegt wurde, wobei aus den Gräbern, die bei diesem Umbau freigelegt wurden, die Schädel und größeren Knochen wiederbestattet wurden. Die Altersstellung der ältesten aufgedeckten Gräber, die sich durch eine separat eingegrabene Nische für den Kopf zu erkennen geben, ist noch unklar. Möglich ist, dass sie aus der Zeit der ersten schriftlichen Überlieferung der Pfarre aus dem 13. Jahrhundert stammen.
 
Diese Bestattungssitte wurde aber auch noch bis in die frühe Neuzeit praktiziert. Die Gebeine aller Toten werden nun beim LVR gereinigt, katalogisiert und anthropologisch untersucht, um Rückschlüsse zum Beispiel auf die durchschnittliche Lebenserwartung oder den Gesundheitszustand der Menschen ziehen zu können. Hierzu und für künftige wissenschaftliche Fragestellungen werden die Skelette beim LVR-Landesmuseum Bonn dauerhaft in geeigneten Räumen aufbewahrt.“