VORGESTELLT: Kloster Kreitz

15.11.2007

Auf den ersten Blick haben eine prächtige Neusser Schützenfahne und die Hostie beim Kommunionempfang nichts gemeinsam. Doch beide verbindet die Herkunft aus Kloster Kreitz.

Rund um die „Autobahnkirche“ an der A 46 bei Holzheim leben und arbeiten die Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament. Zurzeit gehören dieser Gemeinschaft zwölf Schwestern im Alter zwischen 29 und 88 Jahren an. Sie richten sich nach der Regel des Heiligen Benedikt von Nursia und widmen sich in besonderer Weise der Eucharistieverehrung.

Da sie keine Kirchensteuermittel bekommen, unterhalten die Ordensfrauen das Kloster und ihre Gemeinschaft durch ihre Arbeit. „Mindestens jede zweite Fahne aus Neuss kommt von uns“, weist Schwester Bernharda Wichmann, Oberin des Klosters, auf die Stickerei hin. Dort werden nicht nur Fahnen, sondern auch Ikonen und Paramente in reiner Handarbeit hergestellt. Bis zu fünftausend Euro kostet daher eine Schützenfahne. Doch die Schützen in der Region schätzen die Qualität, auf Jahre hin sind die Auftragsbücher voll.
In der Hostienbäckerei werden jährlich etwa sechs Millionen Hostien produziert. Der Großteil davon geht in die Region, aber auch bis nach Frankfurt im Süden oder Hamburg im Norden werden die Oblaten verschickt. Bis Anfang der siebziger Jahre führten die Schwestern noch einen landwirtschaftlichen Betrieb, der sich dann aber nicht mehr rentierte und aufgelöst wurde.

Die Arbeit wird mehrmals täglich durch das Gebet und die Feier des Gottesdienstes unterbrochen. Dank der Unterstützung der Zisterzienserpatres aus Kloster Langwaden gehört dazu auch die regelmäßige Feier der Heiligen Messe. Dazu sind auch Gäste jederzeit willkommen. Hin und wieder belassen diese es aber nicht beim Besuch des Gottesdienstes, sondern ziehen für einige Tage im Kloster ein. „Kloster auf Zeit“ nennt sich das Angebot, das vielen zum Ausspannen oder zur Selbstfindung dient.

Diese Möglichkeit nutzen hin und wieder auch junge Frauen, um zu prüfen, ob sie sich den Eintritt in ein Kloster vorstellen können. Schwester Bernharda, die regelmäßig Briefe und Emails von Interessentinnen bekommt, will damit aber nicht Werbung betreiben. In einer Zeit, in der es vielen jungen Menschen schwer fällt, eine verbindliche Entscheidung für ihr Leben zu treffen, möchte sie vielmehr Hilfestellung leisten, den Mut fördern, überhaupt erst irgendeine Entscheidung ermöglichen.

Wer den Benediktinerinnen verbunden sein möchte, ohne gleich den dauerhaften Weg ins Kloster zu wählen, kann dem Freundeskreis beitreten. Die mehr als 300 Mitglieder unterstützen die Gemeinschaft finanziell und werden zweimal im Jahr zu Veranstaltungen ins Kloster eingeladen. 

Thomas Kaumanns