Wilhelm Emmanuel von Ketteler und die soziale Frage heute

12.02.2012

Fast genau zweihundert Jahre ist es her, dass der „Arbeiterbischof“ und Gründer der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, Wilhelm Emmanuel von Ketteler am 25. Dezember 1811 geboren wurde. Dies nimmt der Vorsitzende der KAB St. Hubertus (Neuss-Selikum), Werner Müller, zum Anlass für folgende Betrachtung:

In dieser Schrift soll eines Mannes gedacht werden, der sich in beispielloser Weise für die Rechte der Arbeiter im 19. Jahrhundert eingesetzt hat. Es handelt sich um Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811 – 1877). Er der Spross einer westfälischen Adelsfamilie hat tiefe Pflöcke für die katholische Soziallehre eingeschlagen.
Nach einem Jura-Studium wandte er sich der Theologie zu und war zunächst Bauernpastor in seiner westfälischen Heimat. Die politischen Turbolenzen der damaligen Zeit führten ihn gegen seinen Willen. in die Politik. Als Abgeordneter in der Frankfurter Paulskirche 1848, hielt er im Mainzer Dom aufregende Predigten über die sozialen Fragen der Gegenwart. Nach kurzer Zeit als Probst des St. Hedwigs-Domes in Berlin wurde er 1850 Bischof von Mainz.
Früh erkannte er, dass die soziale Frage nicht mit der Caritas zu lösen war sondern nur durch die Politik. Seine sozialen Predigten 1869 auf der Liebfrauenheide bei Offenbach erregten damals großes Aufsehen. Viele seiner 14 Punkte die er gefordert hatte sind auch heute noch gültig und akut. Wenn nicht mehr alle bei uns, aber trotzdem noch in vielen Ländern Sie sollen hier nochmals aufgeführt werden.

Koalitionsfreiheit zur Gründung von Arbeitervereinen, Gewerkschaften und Genossenschaften.
  • Reorganisation der Gesellschaft durch systematische staatliche Sozialgesetzgebung und Sozialreformen.
  • Errichtung von Produktionsgenossenschaften und Überwindung des widernatürlichen Gegensatzes von Arbeit und Kapital.
  • Miteigentum und Mitbestimmung.
  • Schutz vor den Wechselfällen durch Sozialgesetze.
  • Ausbau des gesetzlichen Arbeitsschutzes mit folgenden Schwerpunkten:
  • Verbot der Kinderarbeit.
  • Einschränkung der Frauenarbeit
  • Gewerbeaufsicht
  • Sonntagsruhe
  • Anspruch auf Erholungszeiten
  • Verbot der Arbeit von Mädchen in Fabriken
  • Verbot der Nachtarbeit von Frauen.
  • Gewährleistung der allgemeinen Volksschulpflicht.

Vieles von diesen Punkten ist mittlerweile bei uns zur Selbstverständlichkeit geworden, doch nicht überall. Auch mag einiges in der heutigen Zeit seltsam klingen. Aber damals war dieses sehr notwendig.
Ein Zitat aus den Predigten sei besonders hervorgehoben. Es lautete: „Was helfen die sogenannten Menschenrechte in den Konstitutionen, wovon der Arbeiter wenig nutzen hat, solange die Geldmacht diese sozialen Rechte mit Füßen treten kann?“

Vieles ist auch heute noch bei uns aktuell. Denken wir nur an den Niedriglohnsektor und die Eineuro-Jobs. Die mittlerweile der Sozialhilfe viel Geld kosten. Es muss so sein, dass der Arbeitnehmer von seiner Arbeit sich und seine Familie anständig ernähren kann. Alles andere ist ungerecht.