Zweiter Malteser-Wohlfühlmorgen in Neuss

15.04.2019

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Quelle: MHD Neuss

Samstag, 6.4.2019, Janusz-Korczak-Gesamtschule in der Innenstadt. Die Atmosphäre ist ruhig und entspannt. Im hübsch hergerichteten Frühstücksraum haben die ehrenamtlichen Helfer für ihre Gäste seit dem frühen Morgen bereitgestellt, was das Herz begehrt. „Im Hotel hätte das morgendliche Buffet nicht besser aussehen können“ erzählt ein WFM-Teammitglied, welches erst vor kurzem in einer Lokalität für Übernachtungsgäste residiert hatte. So offerieren die Malteser neben Brot, frischen Brötchen und duftenden Croissants sowie einer großen Auswahl an Aufstrichen, Käse- und Wurstsorten heute auch wieder echten Imkerhonig, Müsli, Obst, Gemüse, Joghurt und warme Speisen in Wärmeplatten. Alle Tische sind zu einladenden Tafeln zusammengerückt und freundlich dekoriert worden. Malteser-rote Tischläufer und zarte Frühlingsblümchen in passenden Übertöpfen zieren sie. Zwischen den Kaffeegedecken und weißen Thermoskannen hat das Team Teller mit bunten Ostereiern drapiert. Kleine flache Schokohäschen finden sich überdies auf den Tischen und laden zum Platznehmen ein. Sogar für vierbeinige Besucher haben die Malteser vorgesorgt: Im Eingangsbereich der Lehranstalt befinden sich draußen Fress- und Wassernäpfe für des Menschen besten Freund, denn oftmals sind gerade sie ständige treue Begleiter von obdachlosen Menschen.

Schon vor dem offiziellen Einlass gegen neun finden sich zahlreiche Gäste des heutigen WFMs vor dem Schulgebäude ein. Viele hatten durch Einladungsflyer oder aus der Presse vom Event erfahren, andere waren auch schon bei der ersten Veranstaltung dieser Art im November vor Ort. Einer unter ihnen ist Andreas. Der 47-Jährige, der heute mit einem Freund gekommen ist, zeigt sich begeistert vom Angebot der Malteser. „Wir sind zwar nicht obdachlos, sondern leben in einem Männerwohnheim, wo wir uns ein Zimmer mit einem weiteren Herrn teilen, aber dieser wundervolle Wohlfühlmorgen ist mal etwas ganz anderes“, sagt er. Es sei wie die Einladung zu einem schönen Sonntagsfrühstück. „Es gibt einem die Möglichkeit, nicht immer nur zu Hause zu sitzen, wo der Fernseher läuft und der Kollege häufig Bier trinkt, während man selbst gerne frühstücken würde“, fügt er hinzu. Unter solchen Umständen habe man an für sich kaum noch Lust dazu, in der Unterkunft zu frühstücken, während hier bei den Maltesern alles gediegen und schön sei und man vor allem in Ruhe das Essen genießen und sich unterhalten könne. Den WFM der Malteser hält Andreas gerade aufgrund der Tatsache, dass es viele Obdachlose in der Stadt gebe, die sich oft ob ihrer Situation schämen würden, auch für das Ansehen der Stadt Neuss für wichtig.

Auch der 37-jährige Holger freut sich über das junge Malteser-Angebot. Im Café Ausblick hatte er von Bekannten vom Wohlfühlmorgen erfahren. Zunächst war der ausgebildete Restaurantfachmann, der seit zwölf Jahren in Neuss lebt, noch als Staplerfahrer tätig gewesen, bevor er psychisch erkrankte und seiner Arbeit nicht mehr nachkommen konnte. Heute ist der junge Mann auf Hilfe vom Amt angewiesen und zeigt sich erfreut über die Möglichkeit, ein herzhaftes Frühstück und das Angebot der Kleiderkammer nutzen zu können. „Es ist manchmal schwer, mit dem Geld, das man durch Hartz IV erhält, finanziell zurechtzukommen, daher bin ich grundsätzlich immer froh, wenn ich günstig Kleidung bekomme“, sagt der Neusser.

WFM-Besucherin Monika ist ebenfalls glücklich. Nach ihrem Besuch bei der Friseurin im unteren Bereich der geräumigen Schule, wo sie sich einen flotten Haarschnitt verpassen lassen konnte, sucht sich die 63-jährige Bedürftige nun begeistert Gratis-Textilien in der Kleiderkammer aus. WFM-Teammitglied Claudia Tappermann berät die Dame dabei gerne so, dass die Besucherin schnell fündig wird und mit schönen Stücken nach Hause gehen kann. Für Malteserin Tappermann ist der heutige Samstag quasi so etwas wie ein Familienausflug. Gemeinsam mit Ehemann Frank und zwei von insgesamt drei Töchtern befindet sich die Ehrenamtlerin nämlich heute im WFM-Einsatz. Nachdem sich zunächst der Nachwuchs ehrenamtlich bei der Hilfsorganisation engagiert hatte, wurde Familienvater Frank das eine oder andere Mal von seinen Kids gebeten, bei verschiedenen Gelegenheiten zu unterstützen. Irgendwann wurde er schließlich selbst zum ehrenamtlichen Mitglied. So hilft er beim WFM jetzt auch bei der Essenszubereitung mit. Dann fehlte nur noch Mama Claudia, die bald darauf ebenfalls anheuerte. Jetzt engagiert sich das Familien-Dream-Team gemeinsam für die Hilfsorganisation. So können die Tappermanns nicht nur Gutes tun, sondern dabei gleichsam auch noch zusätzliche Zeit miteinander verbringen.

Neben der Kleiderkammer kümmert sich Claudia heute zunächst auch um ganz besondere Gäste: Vom Malteserorden haben an diesem Samstag nämlich zwei Personen ihren Besuch angekündigt. Die Rede ist von Hélène und Matthias Schilling. Das Ehepaar aus Jülich wollte sich gerne einmal aus nächster Nähe ansehen, was die Neusser Gliederung mit dem Wohlfühlmorgen auf die Beine stellt. Vor rund 30 Jahren war Matthias Schilling von einem Bekannten angesprochen worden, der seinerzeit selbst im Kuratorium Duisburg und auf der Suche nach weiteren Mitgliedern war. „Ich war sofort davon angetan, weil ich die Art und Weise, wie der Auftrag der Malteser gelebt und umgesetzt wird, für toll halte“, erzählt Schilling. Gattin Hélène zeigt sich heute auch begeistert von der Organisation des WFMs. „Die Herzlichkeit und Menschlichkeit des Teams ist deutlich spürbar und Leute, die heute hierherkommen, sind sehr offen“, freut sich die kultivierte Dame. Für ihre Region- Rheinland organsiert Französin Hélène üblicherweise anstehende Treffen. Am heutigen WFM unterstützt sie jedoch die Neusser Kollegen, packt mit an und versorgt Besucher mit Kaffee und Tee. Dadurch hat sie auch Gelegenheit, mit den Menschen zu sprechen und zu erfahren, was sie bewegt.

Das reibungslose Hand-in-Hand-Arbeiten garantiert heute aber nicht nur das klassische WFM-Team, auch die Malteser-Jugend leistet Unterstützung. Vor den Duschräumen stehen die Jugendlichen mit Rat und Tat zu Seite, weisen die Gäste ein und teilen ihnen mit, wo sie erforderliche Dinge finden können und vergeben grüne Punkte, um bei der Körperpflege der Gäste bestimmte Reihenfolgen einzuhalten. Außerdem verteilen sie kleine Karten, die zum Haareschneiden oder der Inanspruchnahme von Fußpflege berechtigen. „Am Ende hatten wir kaum noch Termine übrig und mussten ein paar Leute dazwischen mogeln, damit es noch passte“, schmunzelt die 15-jährige Sina R., die heute mit der Abteilung Jugend zum Helfen vor Ort ist.

Im Sportbereich der Schule haben sich die unterstützenden Helfer aus den Bereichen Friseur und Fußpflege eingerichtet. Hier können sich die Gäste wohlfühlen und echte Wellness erfahren. Für die podologische Praxis Strauch lag von Anbeginn des Malteser-Projektes „Wohlfühlmorgen“ auf der Hand, sich ebenfalls zu engagieren. Es sei wichtig, sich gerade auch für Menschen aus der eigenen Stadt, denen es wirtschaftlich schlecht gehe, einzusetzen, heißt es.

Auch Mediziner Dr. Achim Robertz ist heute das zweite Mal vor Ort. Der Arzt engagiert sich gemeinsam mit seiner Frau gerne für den WFM. „Schon vor der ersten Veranstaltung hatte Tim Gladis mir erzählt, dass geplant sei, auch einen ärztlichen Dienst zu etablieren, dass es jedoch Schwierigkeiten gebe, diesen zu besetzen. Da habe ich gesagt, es sei kein Problem, dass meine Frau und ich dies übernehmen würden.“ Auch befindet Robertz es für gut, dass die Malteser das Projekt umsetzen. „Die Atmosphäre hier ist sehr einladend“, konstatiert er. Das Gros der Fälle, mit denen sich Besucher des WFMs, die kämen, an ihn wenden würden, seien Wunden und schmerzende Füße. Als Arzt mit Kassensitz kann der promovierte Mediziner den Patienten glücklicherweise auch Rezepte ausstellen, so dass denjenigen, welche am Wochenende ihre Medikamente benötigen, auch geholfen werden kann.

„Nachdem der Aufbau, der schon gestern Abend begann, heute Morgen fertiggestellt wurde, hat alles super funktioniert“, resümiert Projektleiter Tim Gladis den Tag zufrieden. Ein paar Veränderungen im Vergleich zum letzten Mal habe es zwar gegeben. So seien manche Aufbauten noch professioneller gestaltet worden, um zu sehen, ob sich Abläufe noch besser umsetzen lassen würden. Auch sei das Team mit der Anzahl von 80 Gästen, von denen man dieses Mal ausgegangen wäre, gut aufgestellt gewesen. „In Summe haben wir jetzt 73 Personen gezählt“ freut sich Gladis. „Wir sind begeistert, dass jetzt schon wieder mehr Leute gekommen sind als beim letzten Mal“, fügt er hinzu. Hinsichtlich des nächsten Termins am 14. September zeigt sich der Projektleiter insoweit auch dahingehend zuversichtlich, dass noch eine weitere Steigerung verzeichnet werden könne. Nach einem erfolgreichen zweiten WFM, bei dem alle Helfer wieder perfekt Hand in Hand zusammenarbeiten und so manchen Gast glücklich machen konnten, freut sich die Mannschaft schon jetzt auf den nächsten Wohlfühlmorgen.