Ein Brunnen zwischen Münster und Markt

03.07.2014

30 Jahre ist es nun her, dass auf dem Münsterplatz im Schatten der mächtigen Basilika ein Brunnen errichtet wurde. Zeit, die Bedeutung dieses Kunstwerks einmal wieder in Erinnerung zu rufen:
 
Schon als im Mittelalter Heerscharen zu den Gebeinen des heiligen Quirinus pilgerten, gab es nahe dem Münster einen Brunnen, den sogenannten „Pütz“. Dem Wasser wurde heilende Wirkung nachgesagt und die Pilger nahmen davon reichlich mit. Doch im 19. Jahrhundert verfiel dieser Brunnen, es erinnert nur noch eine von den Neusser Heimatfreunden gestiftete Bodenplatte daran.
 
Als Mitte der siebziger Jahre die Neugestaltung des Münsterplatzes geplant wurde, wollten die Stadtväter wieder einen Brunnen errichten. Den ersten Siegerentwurf eines Wettbewerbs lehnte der Stadtrat ab, da er zu abstrakt und ohne sinnlichen Bezug war. Ein zweiter Entwurf fand ebenfalls keine Zustimmung, weil das bronzene Brunnenhaus auf mittelalterliche Frömmigkeit und Märtyrerverehrung Bezug nahm; das passte aber nach Meinung der Politiker nicht zum Münsterplatz als Ort des Marktgeschehens.
 
Schließlich erhielt der Künstler Kölner Joachim Pechau den Auftrag, einen Brunnen zu schaffen, der Kirche und Markt, Frömmigkeit und weltliches Leben miteinander verbindet:
Im unteren Teil, dessen Grundlage eine traditionelle Brunnenschale mit Mittelsäule bildet, ist das Marktwesen abgebildet: Obst, Gemüse und Fische, die man auf dem Markt kaufen kann; ein  Messer zum Schälen des Obstes; eine Tageszeitung; eine vergessene Geldbörse;  ein Hund, der an einem Knochen nagt sowie Kinder, die „Mensch ärgere dich nicht“ spielen.
Richtet man den Blick nach oben, sieht man zunächst ein Gestänge wie bei einem Marktstand. Die Mittelsäule wird dann gekrönt von einer Prozessionsgruppe, die den Quirinusschrein trägt. Auf den Zeltstangen befinden sich Abbildungen von Tieren, denen die Fürsprache des Hl. Quirinus geholfen hat. Von diesen Figuren hat Pechau übrigens nur vier geschaffen. Eine stammt von seinem Freund Elmar Hillebrand, der den Brunnen vor dem Rathaus und auch mehrere Kunstwerke im Münster gestaltet hat. Eine weitere Figur ist von Kurt-Wolf von Borries, dem Preisträger des ursprünglich ausgeschriebenen Wettbewerbs.
 
So steht also auf dem Münsterplatz „ein Brunnen des Alltagsgeschehens und doch ein frommer Brunnen“, wie es der frühere Neusser Planungsdezernent Eberhard Lilienthal einmal formulierte. Vielleicht ist dieser Brunnen auch ein schöner Ausdruck dafür, dass Glaube und Kirche mitten in dieser Welt ihren Platz haben, aber doch über allem Irdischen stehen.