30 Jahre Augustinus-Hospiz: Ein Ort der Menschlichkeit und des Lebens

15.04.2025

Das Team des Augustinus-Hospizes feierte das 30-jährige Bestehen der Einrichtung in Neuss.
Das Team des Augustinus-Hospizes feierte das 30-jährige Bestehen der Einrichtung in Neuss.

Wenn Angehörige zum ersten Mal zu Besuch kommen, begleitet Schwester Estochium sie oft persönlich zum Zimmer des Gastes. „Man merkt, was das für einen Unterschied macht – sie atmen dann gleich ganz anders“, sagt die 86-Jährige, die seit neun Jahren den Empfang des Neusser Augustinus-Hospizes mit betreut. Für sie ist es genau diese Atmosphäre aus Nähe, Wärme und Würde, die das Haus seit seiner Gründung im Jahr 1995 auszeichnet. 30 Jahre ist das nun her.

Als die Augustinerinnen in ihrem Mutterhaus, dem Kloster Immaculata, das Hospiz eröffneten, gab es in Deutschland kaum Einrichtungen dieser Art für schwerstkranke und sterbende Menschen, denn die Hospizbewegung nahm in Deutschland gerade erst Fahrt auf. Der Orden sah den Bedarf und handelte: Kurzerhand wurde das Schwimmbad der Nonnen zu einem Zuhause für Menschen in ihrer letzten Lebensphase umgebaut. Es bot zunächst Platz für sechs Gäste, die von drei Ordensschwestern sowie Pflegekräften und Ehrenamtlichen betreut wurden. Die Finanzierung stemmte die Gemeinschaft mit Unterstützung des eigens gegründeten Fördervereins aus Eigenmitteln und Spenden, erst später übernahmen die Krankenkassen einen Großteil des Tagessatzes.

Über die Jahre entwickelte sich das Augustinus-Hospiz stetig weiter: 2007 wurde die Kapazität auf acht Betten erweitert, eine neue Kapelle und ein Besucherzimmer für Angehörige kamen hinzu. Seit der Ergänzung durch den Neubau im Jahr 2015 kann das Hospiz zehn Gäste aufnehmen. Und auch in der Leitung gab es Veränderungen: Seit 2022 führt Christian Wiesner, gelernter Krankenpfleger, das Haus. Seine Vorgängerin Andrea Wilgo leitete die Einrichtung fast ein Jahrzehnt lang, bevor sie in den Ruhestand ging. „Das Familiäre ist das Besondere an diesem Hospiz“, sagt Claudia Hey, die seit elf Jahren als Pflegedienstleitung arbeitet.

Neben der täglichen Begleitung sterbender Menschen sind es die besonderen Momente, die das Leben im Hospiz prägen: Sommerfeste mit allen, die dem Hospiz verbunden sind, und Gedenkfeiern, die zweimal im Jahr stattfinden. „Gerade dann, wenn die akute Trauerphase etwas abgeklungen ist, ergeben sich oft tiefe und wertvolle Gespräche mit den Angehörigen“, sagt Claudia Hey. Ein Highlight war auch die Hochzeit eines Gastes im vergangenen Jahr – eine Premiere für das Augustinus-Hospiz. 

„In solchen Momenten wird deutlich, was unsere Arbeit ausmacht: bis zuletzt das Leben zu feiern“, betont Christian Wiesner. Für ihn geht es nicht nur darum, Sterbenden ein würdevolles, möglichst angenehmes Lebensende zu ermöglichen und ihre Zugehörigen einfühlsam zu begleiten: „Zu unserer Aufgabe gehört auch, die Themen Sterben, Tod und Trauer zu enttabuisieren. Sterbende gehören nicht an den Rand der Gesellschaft.“