Caritas im Rhein-Kreis Neuss: Wohnungsnot ist kein Randgruppen-Phänomen
17.09.2021
Das Recht auf Wohnen ist ein Menschenrecht. Doch fehlender Wohnraum ist schon längst kein Randgruppen-Phänomen mehr. Anlässlich des „Tag der Wohnungslosen“ machte der katholische Caritasverband im Rhein-Kreis Neuss auf das Problem und seine Unterstützungsangebote aufmerksam.
Neben den Großstädten Köln, Düsseldorf und Bonn belegt der Rhein-Kreis Neuss den vierten Platz, was die Zahl der Wohnungslosen in Nordrhein-Westfalen betrifft. 1874 waren es 2020. Hauptgrund ist der angespannte Wohnungsmarkt. „Wir brauchen wirklich dringend bezahlbare Wohnungen im Rhein-Kreis Neuss“, appelliert Dirk Jünger, Leiter der Abteilung Soziale Dienst der Caritas. Mit einer Facebook-Kampagne macht der Verband auf die Situation Wohnungsloser aufmerksam.
Durch die Pandemie wurde die ohnehin schon angespannte Situation noch einmal verschärft: 2020 stieg die Zahl wohnungsloser Menschen in Nordrhein-Westfalen um 7,2 Prozent auf rund 50.000. Gut ein Fünftel davon sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Im Rhein-Kreis Neuss liegt man mit 1874 Wohnungslosen auf sehr hohem Niveau. Zudem gestaltete sich die Versorgung und Unterstützung der Wohnungslosen unter Corona äußerst schwierig: „Unterkünfte durften nicht voll belegt werden, die Einhaltung von Hygienemaßnahmen und Kontaktreduzierungen waren für die Betroffenen schwierig“, berichtet Sonja Ottaviano von der Caritas-Frauenberatungs- und Kontaktstelle „Frau-Ke“ in Grevenbroich. Darüber hinaus habe oft die beratende Unterstützung gefehlt, da Ämter und Behörden coronabedingt keine persönlichen Gespräche anbieten konnten.
Die Caritas im Rhein-Kreis Neuss konnte ihr Angebot weitestgehend aufrechterhalten: „Im Jahr 2020 haben 2018 Betroffene kreisweit von den Hilfsangeboten des Fachbereichs Wohnungslosen- und Gefährdetenhilfe profitiert“, berichtet Dirk Jünger. Die Caritas-Mitarbeiter bieten wohnungslosen oder von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen Beratung, betreutes Wohnen oder auch die Vermittlung in weiterführende Hilfen an. Sie stellen Behördenkontakte her oder unterstützen die Betroffenen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche.
Wohnungslose sind nicht nur aus dem Wohnungsmarkt ausgegrenzt, sondern damit auch aus anderen Lebensbereichen wie Arbeit, Bildung und medizinischer Versorgung. „Wir dürfen das wachsende Problem nicht ignorieren, sondern müssen dringend Strategien zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit entwickeln“, mahnt Jünger.