Intensive Diskussionen um die Kirche von morgen

13.06.2022

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Erzbistum Köln

Wie kann geteilte Verantwortung in den Gemeinden vor Ort aussehen? Wie kann der Entscheidungsprozess über die künftige Organisationsform von pastoralen Räumen gestaltet werden? Wie ist der Stand im Prozess #ZusammenFinden, in dem die geografische Neuordnung des Erzbistums beraten wird? Diese und weitere Zukunftsfragen hat der Diözesanpastoralrat (DPR) des Erzbistums Köln am 10. und 11. Juni im Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg intensiv diskutiert. Darüber hinaus beschäftigte sich das Gremium unter der Moderation von Eberhard Stahl weiter mit der Reflexion darüber, wo das Gremium aktuell steht und wie es künftig weiter konstruktiv zusammenarbeiten kann.

Mit Blick auf den im April begonnen Prozess #ZusammenFinden, in dem derzeit über den Vorschlag für 64 neue pastorale Einheiten beraten wird, stimmte der DPR einstimmig dafür, die Abstimmungsergebnisse aus den Seelsorgebereichen zu übernehmen, wenn die Anzahl der pastoralen Einheiten insgesamt nicht überschritten wird und ein einheitliches Votum der betroffenen Gremien vorliegt.

Kardinal Woelki bekannte sich ausdrücklich dazu: Es sei ihm wichtig, dass die Menschen vor Ort sich beteiligten und der Prozess nicht „Top Down“ stattfinde. „Ich werde mich selbstverständlich an das Votum binden, das aus den neuen pastoralen Räumen kommen wird,“ so der Erzbischof. Darüber hinaus wurde die Besetzung eines Koordinierungsteams vervollständigt, das dann aktiv wird, falls das Votum für die Zusammensetzung der Pastoralen Einheit nicht eindeutig ausfällt. Aus dem DPR wurden Raimund Lukannek, Thomas Nickel und Ralf Gassen in die Gruppe entsandt.

Großes Interesse zeigten die Mitglieder des DPR an der Zwischenbilanz zur Erprobungsphase für die Etablierung von „Gemeindeteams“ in fünf Seelsorgebereichen. Die Idee ist, dass künftige Gemeindeteams in Abstimmung mit den Gremien Verantwortung für das kirchliche Leben vor Ort übernehmen. Frank Reintgen von der Diözesanstelle für den Pastoralen Zukunftsweg betonte eine der wichtigsten Erfahrungen in diesem Zusammenhang: „Pastorale Eigenverantwortung muss auf allen Ebenen gewollt sein, sowohl bei den Engagierten als auch bei denen, die hauptberuflich Verantwortung tragen.“ Wie Verantwortung und Leitung in der Praxis ausgestaltet werden sollen, wurde von den Teilnehmenden unterschiedlich beschrieben. So sei besonders wichtig zu klären, in welchem Verhältnis Gemeindeteams zu den etablierten Gremien sowie zum Pastoralteam stehen. Dies sei essentiell, um Reibungen zu vermeiden. Darüber hinaus müsse ein Profil für die Gemeindeteams formuliert werden. Menschen, die sich für eine solche Aufgabe bereiterklärten, müssten sich mit dem Profil identifizieren können. Gleichzeitig solle so vermieden werden, dass die Ehrenamtlichen vor Ort sich überfordert fühlten.

Mit Blick auf den Prozess, wie die künftige rechtliche Organisationsform der pastoralen Einheiten festgelegt werden soll, vereinbarte der DPR, sich im September zu einer Sondersitzung wieder zu treffen. Bis dahin soll die Fachabteilung aus dem Erzbischöflichen Generalvikariat einen konkreten Vorschlag für ein Prozessdesign vorlegen, der dann beraten wird. Zur Debatte steht, wie mit den Modellen „Pfarrei der Zukunft“ und „dynamischer Sendungsraum“ umgegangen werden soll. 

Die Atmosphäre der Sitzung beschrieben die Mitglieder mehrheitlich positiv. Dass weiterhin über die Form der Zusammenarbeit reflektiert würde, sei wichtig. Gleichzeitig betonten mehrere Teilnehmende, dass sie die Zeit gerne intensiver genutzt hätten, um inhaltlich an den Themen weiterzuarbeiten. So sei beispielsweise der Austausch über das Thema „Gemeindeleitung“ zu kurz gekommen. Es gebe zudem im Bistum einen großen Handlungs- und Entscheidungsstau. Um hier voranzukommen, wurde angeregt zu prüfen, ob inhaltliche Arbeit ggf. auch in Ausschüssen des DPR erfolgen könne.

Trotz der Kritik wurden die sichtbaren Fortschritte in der Zusammenarbeit anerkannt: „Heute sind uns Dinge gelungen, die uns vor vier Sitzungen noch nicht gelungen wären“, so eine Teilnehmerin. Gemeindereferentin Marianne Arndt stellte fest: „Die Freiheit sich zu äußern, ist größer geworden, ebenso die Bereitschaft, gegensätzliche Positionen in gegenseitiger Wertschätzung zuzulassen.“