Kantor Bert Schmitz: Warmherziger Abschied aus der Seelsorgemusik in Nievenheim

11.05.2023

Das war sein Tag. Und der seiner Familie, seiner Chöre, der Kirchengemeinde und eigentlich des ganzen Rhein-Kreises Neuss.  Wie hätte es auch anders sein können, setzte sich Kantor Bert Schmitz ans Cembalo und spielte die Eröffnungstakte für den Abschied aus seinen Ämtern, die er 30 Jahre mit viel Herzblut ausgefüllt hat. „Sein Leben ist und bleibt Musik“, gab ihm Birgit Linz-Radermacher mit auf den Weg. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Dormagen-Nord: „Musik in allen ihren Facetten, in allen ihren Ausprägungen.“

Nicht nur für Pfarrer Klaus Koltermann war der Vormittag in St. Pankratius in Nievenheim gefüllt mit wehmütigen Momenten. Zum letzten Mal Musik unter der Leitung des erkrankten Kantors Bert Schmitz? Das könne nicht sein, stemmte sich der Pfarrer rhetorisch gegen die Realität und beschwor das zumindest Wünschenswerte. Dass nämlich Bert Schmitz gelegentlich an die Orgel zurückkehre und wie gewohnt meisterhaft auf der Königin der Instrumente spiele.  Mit der Leitung mehrerer Chöre sei es jedoch vorbei. So habe Bert Schmitz mit vollem Einsatz unzählige Gottesdienste gestaltet, mit Konzerten das Gemeindeleben bereichert „und nicht zuletzt viele Menschen in den Chören zum Singen gebracht“. Er habe erheblich dazu beigetragen, so Birgit Linz-Radermacher, „dass wir eine lebendige und fröhliche Gemeinde sind“.    

Und so entspann sich eine Messe mit Hochamt und den Auftritten des Kirchenchors Cantemus, der von kleineren Gruppierungen abgelöst wurde oder gar am Schluss zu einem ganz großen Ganzen anschwoll. Im Zentrum stand stets Bert Schmitz mit seiner naturgegebenen Ausstrahlung und körperlichen Faszination, die sich bei manchem Dirigieren beinahe zu Tänzen auswuchsen. So war er immer, und so begegnete er seinem Chor und dem Publikum auch an diesem Vormittag: höchst engagiert, menschlich und nahbar, freundlich und offen, spontan und gut gelaunt.  

Die Wehmut wich großer Aufmerksamkeit in der vollbesetzten Kirche, in der Pfarrer Klaus Koltermann eine bei dieser Gelegenheit sehr geeignete Passage aus der Apostelgeschichte ausgewählt hatte. Das geschah natürlich absichtsvoll auf Bert Schmitz gemünzt, wie auf Anhieb beim Vortrag durch Lektorin Sabine Schriewer zu erkennen war. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, hieß es im Text. Und die Frage des Predigers blieb nicht aus: „Wie sollen wir den Weg erkennen?“

Auf den Abschied folge etwas Neues, antwortete der Pfarrer versöhnlich.“ Auch wenn wir Bert Schmitz gern noch einige Jahre als Kantor gehabt hätten.“ Das ergab ein kräftig zustimmendes Nicken im Kirchengestühl. Ein großes „Danke“ wurde am Altar von Bert und Ulrike Schmitz‘ Töchtern Katharina und Daniela ausgesprochen. Das war gerichtet an die Sängerinnen und Sänger vom Familienchor, Cantemus, von Good News und Voice Appeal. Im Namen ihres Vaters baten die Töchter, „dem Nachfolger Kantor Andreas Haller Vertrauen zu schenken“.

Expliziten Dank verdiene auch Pfarrer Koltermann, der über die Jahre der guten Zusammenarbeit und Freundschaft  großes Interesse an der Musik gezeigt habe.Ganz persönliche und individuelle Worte richtete Klaus Koltermann an Bert Schmitz: „Du hast es verstanden, die Chormusik mit der Gemeindemusik zu verbinden. Du bist auf die Menschen zugegangen. Wir haben eine vertrauensvolle Freundschaft gelebt.“ Und die Anleihen in solchen Sphären der Lobrede nahm der Pfarrer nur allzu gern auf: „Jetzt ernten wir die Früchte. Dafür sagen wir Dir herzlichen Dank!“  Ein großer Korb mit Geschenken aller Art wurde anschließend zur Bewunderung und Freude der Gemeinde präsentierend ausgepackt.

„Gott schütze und behüte Dich“, war auf einer Kerze zu lesen. Und das Glas Honig evozierte den Vergleich: „Du bist den Bienen an Fleiß gleichwertig.“. Die geäußerte Hoffnung: „Wir hören auf der Orgel weiter voneinander“, sie ging nicht nur dem Geehrten unter die Haut. So äußert sich eben große Wertschätzung. Aber auch so: In der Gemeinde und den verschiedenen Chören ist Geld gesammelt worden, das in der sonntäglichen Feierstunde zu einem Geschenk zusammengetragen wurde.

Ein Gutschein auf Bert Schmitz mit Ulrike Schmitz lautend für eine Fahrt nach Dresden mit einer Menge Extras vor Ort. Hotelkosten, standesgemäßer Chorgesang in der Stadt der Künste Dresden – sowie als Top-Highlight die einleitend geebnete Gelegenheit für Bert Schmitz, auf der Orgel der Dresdner Hofkirche zu musizieren.