Kardinal-Frings-Abend in der Neusser Bürgergesellschaft stieß auf großes Interesse

19.12.2025

Kardinal Frings im Blick (von links): Andreas Werhahn, Ulla Platen, Prälat Moll, Bernd Ramakers und Maria Meyen.
Kardinal Frings im Blick (von links): Andreas Werhahn, Ulla Platen, Prälat Moll, Bernd Ramakers und Maria Meyen.

In seiner Geburtsstadt Neuss ist am Todestag von Josef Kardinal Frings an Leben und Wirken des bedeutenden Kirchenmannes erinnert worden. Die Josef-Kardinal-Frings-Gesellschaft hatte dazu in die Neusser Bürgergesellschaft eingeladen. Präsident Bernd Ramakers und Geschäftsführerin Maria Meyen begrüßten die zahlreichen Gäste und dankten Hausherr Andreas Werhahn für die Gastfreundschaft. Für die Stadt Neuss nahm Kulturdezernentin Ulla Platen an der Veranstaltung teil.

Ramakers würdigte den 1887 in Neuss geborenen Frings als eine der prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Als Erzbischof von Köln habe er in der NS-Zeit mutig für die Menschenwürde Stellung bezogen. Seine Silvesterpredigt von 1946, aus der der Begriff des „Fringsens“ hervorging, stehe bis heute sinnbildlich für Mitmenschlichkeit in Zeiten großer Not. Frings habe den moralischen Neuanfang nach dem Krieg maßgeblich mitgestaltet, unter anderem durch die Gründung der Hilfswerke Misereor und Adveniat. Als Konzilsvater des Zweiten Vatikanischen Konzils habe er zudem wichtige Impulse für die Erneuerung der Kirche gegeben.

Im Mittelpunkt des Abends stand der Vortrag von Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, Theologe, Kirchenhistoriker und Hagiograph. Der ausgewiesene Experte für Heiligen- und Märtyrerforschung, der sein Abitur am Neusser Quirinus-Gymnasium abgelegt hat  und bei Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI.  promovierte, ist Herausgeber des „Deutschen Martyrologiums des 20. Jahrhunderts“.

Moll stellte die achte, erweiterte Auflage des Martyrologiums vor, das auf einen Auftrag von Papst Johannes Paul II. zurückgehe.  In der aktuellen Auflage seien seit 2019 insgesamt 81 neue Lebensbilder aufgenommen worden – aus den Bereichen Nationalsozialismus, Kommunismus, sogenannte Reinheitsmartyrien sowie aus den Missionsgebieten.

Besonderes Augenmerk legte Moll auf Glaubenszeugen mit Bezug zu Neuss und zu Kardinal Frings, darunter der Kaufmann Hubert Timmer, der sich für verfolgte Juden einsetzte und 1944 starb, der Pfarrer Franz Boehm, der im KZ Dachau ums Leben kam, sowie weitere Geistliche, Ordensleute und Laien, die aus christlicher Überzeugung Widerstand leisteten oder in den Missionsgebieten ihr Leben verloren.

Darüber hinaus ging Moll auf die Frage ein, ob eine Selig- oder Heiligsprechung von Josef Kardinal Frings grundsätzlich möglich wäre. Der Kirchenhistoriker erläuterte die Voraussetzungen eines solchen kirchenrechtlichen Verfahrens („Causa“). Dazu gehörten ein nachweislich heroischer Tugendgrad, ein anhaltender Ruf der Heiligkeit sowie eine gründliche historische Prüfung. Für eine spätere Heiligsprechung sei in der Regel zudem der Nachweis eines Wunders erforderlich.

In diesem Zusammenhang erinnerte Moll daran, dass Kardinal Frings selbst 1962 als Erzbischof von Köln den diözesanen Seligsprechungsprozess für Edith Stein eröffnete. Das von ihm angestoßene Verfahren führte später zu ihrer Seligsprechung 1987 in Köln und zur Heiligsprechung 1998 in Rom. Die Teilnehmer zeigten sich einhellig offen für die Idee, eine Prüfung eines solchen Verfahrens für den aus Neuss stammenden Kardinal Frings anzustoßen.