Kirchenaustritte auf Rekordniveau

23.02.2023

Die Kirchenaustritte an Rhein und Erft haben im Jahr 2022 ein neues Rekordniveau erreicht. Das geht aus der Geschäftsübersicht der Amtsgerichte hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Im Amtsgerichtsbezirk Neuss, zum dem neben der Quirinusstadt auch Dormagen, Kaarst, Korschenbroich und Meerbusch gehören, traten 3.604 Menschen aus der katholischen und der evangelischen Kirche aus. Im Bezirk Grevenbroich, der auch Jüchen und Rommerskirchen umfasst, waren es 1.529. Zusammengezählt ergibt das für den Rhein-Kreis Neuss 5.133 Austritte. Eine Aufschlüsselung nach Konfessionen, Städten oder gar Kirchengemeinden nehmen die Gerichte in ihren Berichten nicht vor.

Diese Zahlen sind erneut ein Rekord. Die bisherige Höchstmarke lag im Jahr 2021 bei insgesamt 4.636 Austritten (3.457 und 1.179). Wer darauf spekuliert hatte, dass dieses Jahr ein Ausreißer war, in dem sich die Corona-bedingte Schließung der Amtsgerichte im Vorjahr niederschlägt, wird nun eines besseren belehrt. 
Gegenüber „normalen“ Jahren haben sich die Werte inzwischen sogar verdreifacht. Rund um das Jahr 2010 traten im Kreis zwischen 1.600 und 1.800 Menschen aus den Kirchen aus. Doch diese Zeiten und Zahlen sind längst Vergangenheit.

Kreisdechant Hans-Günther Korr schilderte schon im Januar gegenüber der Neuss-Grevenbroicher Zeitung eine Beobachtung, nämlich dass sich von der Kirche auch solche Menschen abwenden, die sich in der Vergangenheit in ihr engagiert hatten. Er äußerte damals eine Bitte: „Bevor Ihr austretet, redet doch erst mal mit uns. Für uns ist die Tür niemals zu.“

Die Realität sieht in vielen Gemeinden allerdings anders aus: Die wenigsten Austrittswilligen suchen das Gespräch. Erst wenn der Austritt längst vollzogen ist und die Gemeinde davon Kenntnis erhalten hat, bekommen die Betroffenen einen Brief. Dass der keine Wirkung mehr entfaltet, mag kaum verwundern.