Neujahrsempfang: Wie Kirche sich verändern muss

19.01.2024

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Foto: Erzbistum Köln (c) Bernhard Riedl

Leben katholische und evangelische Christen mehr nebeneinander her und aneinander vorbei? Das hatte der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser kürzlich behauptet. Einen ganz anderen Eindruck vermittelte der ökumenische Neujahrsempfang am vergangenen Donnerstag, zu dem der Katholikenrat im Rhein-Kreis Neuss und der evangelische Gemeindeverband gemeinsam eingeladen hatten. Kreisdechant Hans-Günther Korr veranlasste das zu der Bemerkung: „Vielleicht ist das auf der episkopalen Ebene anders als im Volk Gottes.“

Rund 100 Gäste waren der Einladung gefolgt und kamen nach einem Gottesdienst in der St. Pius-Kirche im Friedrich-Spee-Kolleg zusammen, wo sie von den Vorsitzenden Jutta Köchner (Katholikenrat) und Pfarrer Sebastian Appelfeller (evangelischer Gemeindeverband) begrüßt wurden.

Für einen Impulsvortrag war Thomas Rünker aus dem Bistum Essen angereist. Er gehört zu den Herausgebern des Buches „Kirchenaustritt - oder nicht?“. In seinen Ausführungen ging er der Frage nach, wie Kirche sich verändern muss, um Christen eine Perspektive zum Bleiben zu geben. Ein Kirchenaustritt sei vielfach die Folge von Entfremdung und fehlender Bindung zwischen den einzelnen Gläubigen und der Institution, analysierte Rünker. Er warb deshalb für ein „professionelles Mitgliedschaftsmanagement“ und konnte viele Ideen für die Arbeit vor Ort präsentieren. So forderte er eine qualitativ hochwertige Seelsorge an markanten Punkten des Lebens wie Hochzeit oder Beerdigung – dabei sollten Laien mit ihrer Motivation und Kompetenz eine wichtige Rolle spielen. Auch attraktive Pfarrbriefe oder Mitgliedermagazine könnten helfen, den Kontakt zu Kirchenmitgliedern zu verbessern. Ferner regte Rünker an, Prioritäten zu ändern und die große Mehrheit der passiven Kirchenmitglieder in den Blick zu nehmen, etwa junge Erwachsene, die besonders häufig aus der Kirche austreten.

Thomas Kaumanns vom Katholikenrat schloss den Abend, indem er einen Gedanken aus Pfarrer Appelfellers Predigt aufgriff: „Aus dem ,man müsste‘ muss jetzt ein ,ich mache‘ werden – dann hat Kirche eine Chance auf Veränderung!“

Zuletzt hatten katholische und evangelische Christen übrigens im Jahr 2017 zu einem gemeinsamen Empfang eingeladen. Damals war das Lutherjahr zum Reformationsjubiläum der Anlass. In Zukunft wird der Neujahrsstart eine gemeinsame Veranstaltung bleiben, wobei die Federführung und Organisation jährlich zwischen den Kirchen wechselt.