Neusser Restaurator rettet geköpfte Madonna von Straubing

22.12.2020

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Aus: Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln

Noch vor Weihnachten wollte Marcel Offermann nach Bayern reisen. Doch an Urlaub dachte der 50-jährige Restaurator aus der Quirinusstadt nicht. Er hat vielmehr einen spektakulären Auftrag: die Rettung der Madonna von Straubing. Unbekannte hatten der etwa 1,60 Meter großen Marienfigur in der Jesuitenkirche am helllichten Tag den Kopf abgeschlagen, der später – versehen mit einer Mund-Nasen-Schutzmaske – von einem Polizisten auf dem Bürgersteig gefunden worden ist. Die Welle der Empörung über die sinnlose Tat schwappte medial weit übers Bistum Regensburg hinaus, und jetzt ist der Neusser am Zug.

Marcel Offermann war Messdiener, Sternsinger und Teestuben-Leiter in der Gemeinde St. Marien, als Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki dort als Kaplan wirkte. Heute betreibt er am Marienkirchplatz die Werkstatt „Die Puppenklinik“ und ist gerichtlich bestellter sachverständiger Gutachter für antiquarisches Spielzeug. Offermann restauriert unter anderem Krippenfiguren und Heiligendarstellungen und bekommt Aufträge von Pfarrgemeinden zwischen Neuss, Leverkusen und Aachen, Bergisch Gladbach und Lövenich. 

Und jetzt auch aus Straubing. Die ersten Meldungen über die dort geköpfte Madonna hat er im Internet gelesen. „Das hat mich als Katholik sehr mitgenommen. Für mich stand sofort fest: Ich helfe der Kirche“, sagt er. Daraufhin kontaktierte er Monsignore Johannes Hofmann, den Regionaldekan für Straubing und Deggendorf. „Wir haben lange telefoniert und sind jetzt im engen Austausch. Er war sehr erleichtert, dass ich mich bereiterklärt habe, die Figur kostenlos zu reparieren“, berichtet Offermann.

Der Kopf der Madonna ist mittlerweile von der Kriminalpolizei freigegeben. „Es ist wichtig, dass der Transport in einem angemessenen Rahmen erfolgt. Man kann die Figur nicht einfach auf einen Anhänger werfen, sondern muss aufpassen, dass nicht noch mehr kaputtgeht“, betont der Neusser Experte. Es sei nicht damit getan, „den Kopf einfach draufzusetzen und ein bisschen Uhu dranzukleben“. Das Ziel ist es, „dass man im Nachhinein nichts mehr von der Beschädigung sieht und die Madonna im alten Glanz erstrahlt“.

Offermann wird die Figur zunächst einmal trockenlegen. Dafür kommt die Muttergottes für etwa eine Woche in eine Wärmekammer, um dem Holz die Feuchtigkeit zu entziehen. „Danach entfernen wir die gröbsten Absplitterungen und schleifen die einzelnen Teile. Dann werden wir den Kopf wieder gerade aufsetzen und mit Metallstiften fixieren“, so die Planung des Restaurators. Offene Stellen sollen mit einer Gipsmasse ausgeglichen werden. Die verfüllten Stellen werden dann abgeschliffen und die Strukturen nachgearbeitet. „Anschließend tragen wir noch eine Grundierung und nach dem Trocknen zwei bis drei Farbschichten auf, die wir selbst anmischen. Den Abschluss bildet eine abriebfeste Lasur“, berichtet Offermann. Der Fachmann rechnet mit einem Arbeitsaufwand „von 60 bis 70 Stunden“. Im März soll das Werk vollendet sein.