Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung im Rhein-Kreis Neuss nimmt Gestalt an

08.03.2024

Tanja Schneider vom Neusser Augustinus-Hospiz übernimmt die pflegerische Leitung der neu gegründeten Spezialisierten Ambulanten Palliativ-Versorgung.
Tanja Schneider vom Neusser Augustinus-Hospiz übernimmt die pflegerische Leitung der neu gegründeten Spezialisierten Ambulanten Palliativ-Versorgung.

Wenn im Foyer des Augustinus-Hospizes eine Kerze leise vor sich hin flackert, dann wissen die meisten Gäste sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung bereits Bescheid: Das Licht signalisiert, dass dort ein Mensch verstorben ist. Für Tanja Schneider, Mitarbeiterin der Neusser Einrichtung, ist es ein Zeichen der Demut, der Fürsorge und des Abschieds.

Seit Jahrzehnten steht Tanja Schneider kranken und sterbenden Menschen zur Seite – zunächst in der stationären Pflege einer Klinik, heute als sogenannte Palliativ Care Pflegefachkraft im Augustinus-Hospiz. Bald wird die vierfache Mutter eine völlig neue Herausforderung angehen. Der St.-Augustinus-Gruppe bleibt sie dabei erhalten, denn sie wird die pflegerische Leitung der neu gegründeten Spezialisierten Ambulanten Palliativ-Versorgung (SAPV) des gemeinnützigen Unternehmens übernehmen. Eine Aufgabe, der sie mit Zuversicht und Tatendrang entgegenblickt: „Ich habe in dieser Arbeit meine Berufung gefunden“, macht sie deutlich. 

Vor ihrer Tätigkeit im Augustinus-Hospiz war Tanja Schneider bereits Teil eines SAPV-Teams in Düsseldorf. Nach einigen Jahren im stationären Dienst war es für sie nun an der Zeit, wieder in die ambulante Arbeit zu wechseln und sterbende Menschen in ihren letzten Monaten, Wochen und Tagen zu Hause zu begleiten. „Die Gründung der SAPV im Rhein-Kreis Neuss ermöglicht es den Betroffenen, den Sterbeprozess im eigenen Zuhause zu erleben“, beschreibt Schneider. „Ich empfinde die Pflege der Menschen in ihrer gewohnten Umgebung als noch intensiver und persönlicher.“ 

Sowohl im Hospiz als auch im Rahmen der SAPV ist der Umgang mit den Familien der Gäste bzw. der Patienten ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. „Wir nehmen die Angehörigen natürlich bei jedem Schritt mit. Wenn die Situation danach ist, dann weinen wir vielleicht auch gemeinsam mit den Familien – das ist oft sehr emotional, doch ich könnte mir keine andere Arbeit vorstellen“, so Schneider.

Christian Wiesner, Einrichtungsleiter des Augustinus-Hospizes, macht deutlich, wie wichtig die Gründung der SAPV im Rhein-Kreis Neuss ist: „Die Nachfrage nach Hospizplätzen ist immens. Wir bekommen unzählige Anfragen, denen wir nicht allen gerecht werden können“, erklärt er. „Die SAPV kann dabei helfen, diese Not zu lindern und schafft die Möglichkeit, viele weitere Menschen zu Hause zu begleiten.“

Das multiprofessionelle Team aus Spezialisten soll die umfassende Betreuung von Menschen mit lebensbegrenzenden Erkrankungen und besonders hohem palliativmedizinischen Versorgungsbedarf rund um die Uhr sicherstellen. Das Team befindet sich zurzeit im Aufbau, Fachpflegekräfte sind eingeladen, sich zu bewerben. 

„Der häufige Wunsch, das Lebensende in der vertrauten häuslichen Umgebung zu verbringen, kann so für deutlich mehr Menschen erfüllt werden. Und die Zahl der Menschen, die auf Wartelisten für einen Hospizplatz stehen, kann reduziert werden, wenn mehr Betroffene zu Hause versorgt werden können“, erklärt Dr. Franz-Josef Esser, der den Aufbau der SAPV von ärztlicher Seite leitet. Bisher gibt es im Rhein-Kreis Neuss – mit Ausnahme von Dormagen – noch keine flächendeckende SAPV-Struktur.