Bedauern und Unverständnis
17.11.2006
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NGZ-Artikel vom 17.11.2006
RHEIN-KREIS NEUSS (-tz.-) „Wie isset?“ - „Am liebsten juut!“: Eine urrheinische Begrüßung, herzliches Händeschütteln, ein paar Umarmungen und donnernder Applaus, das war der Rahmen für den Besuch des seines Amtes enthobenen Pressesprechers des Erzbistums Köln. Dr. Manfred Becker-Huberti sprach beim für Neuss, Kaarst, Büderich und Glehn zuständigen Katholikenrat und wurde freundlich empfangen.
Hans-Dieter Schröder, der Vorsitzende der Laienvertretung, sparte nicht mit Klartext und äußerte „Bedauern und Unverständnis“ über die Abberufung des Theologen aus Langwaden. Diese Form des Umgangs „kann nur als befremdlich wahrgenommen werden“, sagte Schröder und sprach die Hoffnung aus, „dass die Öffentlichkeit dieses Verhalten (des Erzbistums, d. Red.) nicht als neuen Stil der katholischen Kirche wahrnimmt“. Becker-Huberti versprach, „keine Schlamm- schlacht“ zu beginnen, nach vorn zu schauen und weiter zu arbeiten - nur ohne den Druck des Alltags wie bisher. Ob es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Becker-Huberti und seinem ehemaligen Dienstherrn kommt, steht noch nicht fest. „Ich habe den Erzbischof und das Erzbistum nicht zum Feind“, erklärte er auf Anfrage dieser Zeitung. Nähere Einzelheiten wollte er vor einem Vorgespräch vor der Schiedsstelle nicht nennen. Wie berichtet, hat Becker-Huberti den Arbeitsrechtler Friedrich Graf von Westphalen eingeschaltet. Allein die Fortzahlung des Gehalts bis zur Pensionierung des heute 61-Jährigen soll zwischen 250 000 bis 300 000 Euro betragen. Hinzu könnte ein Schmerzensgeld wegen Altersdiskriminierung kommen.
Bei Blasphemie im Dilemma
Sängerin Madonna lässt sich bei einem Konzert symbolisch ans Kreuz nageln, angebliche Humoristen verspotten Christus als „Lattenjupp“, und Comic-Zeichner stellen Jesus am Kreuz mit den Panzerknackern dar - „Spott und Hohn für Gottes Sohn: Blasphemie und Recht“, so lautete das Thema, über das Becker-Huberti im Neusser Marienhaus referierte. Zahlreiche Besucher waren gekommen, unter ihnen Kreisdechant Monsignore Winfried Auel aus Grevenbroich und sein Stellvertreter Monsignore Jochen Koenig aus Erfttal. Der Theologe machte klar, dass die Kirche beim Thema „Blasphemie“ mit einem Dilemma konfrontiert sei: Wenn sie nicht handele, mache sie sich unglaubwürdig, wenn sie aber handele, dann mache sie Entgleisungen publik, über die besser das Mäntelchen des Schweigens gezogen würde. Verschärft werde das Problem durch den Paragrafen 166 des Strafgesetzbuchs (,‚Beschimpfung von Bekenntnissen“), der nicht mehr den Glauben, sondern den öffentlichen Frieden schütze. Becker-Hubertis Appell fiel unmissverständlich aus: „Wir dürfen die Thematik nicht überpointieren, müssen aber im Blick behalten, wo und wann die viel gepriesene Toleranz unserer Gesellschaft am Boden liegt.“
Hans-Dieter Schröder, der Vorsitzende der Laienvertretung, sparte nicht mit Klartext und äußerte „Bedauern und Unverständnis“ über die Abberufung des Theologen aus Langwaden. Diese Form des Umgangs „kann nur als befremdlich wahrgenommen werden“, sagte Schröder und sprach die Hoffnung aus, „dass die Öffentlichkeit dieses Verhalten (des Erzbistums, d. Red.) nicht als neuen Stil der katholischen Kirche wahrnimmt“. Becker-Huberti versprach, „keine Schlamm- schlacht“ zu beginnen, nach vorn zu schauen und weiter zu arbeiten - nur ohne den Druck des Alltags wie bisher. Ob es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Becker-Huberti und seinem ehemaligen Dienstherrn kommt, steht noch nicht fest. „Ich habe den Erzbischof und das Erzbistum nicht zum Feind“, erklärte er auf Anfrage dieser Zeitung. Nähere Einzelheiten wollte er vor einem Vorgespräch vor der Schiedsstelle nicht nennen. Wie berichtet, hat Becker-Huberti den Arbeitsrechtler Friedrich Graf von Westphalen eingeschaltet. Allein die Fortzahlung des Gehalts bis zur Pensionierung des heute 61-Jährigen soll zwischen 250 000 bis 300 000 Euro betragen. Hinzu könnte ein Schmerzensgeld wegen Altersdiskriminierung kommen.
Bei Blasphemie im Dilemma
Sängerin Madonna lässt sich bei einem Konzert symbolisch ans Kreuz nageln, angebliche Humoristen verspotten Christus als „Lattenjupp“, und Comic-Zeichner stellen Jesus am Kreuz mit den Panzerknackern dar - „Spott und Hohn für Gottes Sohn: Blasphemie und Recht“, so lautete das Thema, über das Becker-Huberti im Neusser Marienhaus referierte. Zahlreiche Besucher waren gekommen, unter ihnen Kreisdechant Monsignore Winfried Auel aus Grevenbroich und sein Stellvertreter Monsignore Jochen Koenig aus Erfttal. Der Theologe machte klar, dass die Kirche beim Thema „Blasphemie“ mit einem Dilemma konfrontiert sei: Wenn sie nicht handele, mache sie sich unglaubwürdig, wenn sie aber handele, dann mache sie Entgleisungen publik, über die besser das Mäntelchen des Schweigens gezogen würde. Verschärft werde das Problem durch den Paragrafen 166 des Strafgesetzbuchs (,‚Beschimpfung von Bekenntnissen“), der nicht mehr den Glauben, sondern den öffentlichen Frieden schütze. Becker-Hubertis Appell fiel unmissverständlich aus: „Wir dürfen die Thematik nicht überpointieren, müssen aber im Blick behalten, wo und wann die viel gepriesene Toleranz unserer Gesellschaft am Boden liegt.“