Für Demenzkranke: Campingplatz bringt Urlaubsgefühl ins Neusser Memory Zentrum

14.08.2025

Christina Klee (links), Leiterin des Sozialen Dienstes im Memory Zentrum, und Betreuungsassistentin Karin Hambloch genießen das Ferienflair am hauseigenen Campingplatz – eine kreative Aktion, die Erinnerungen weckt und das Miteinander stärkt.
Christina Klee (links), Leiterin des Sozialen Dienstes im Memory Zentrum, und Betreuungsassistentin Karin Hambloch genießen das Ferienflair am hauseigenen Campingplatz – eine kreative Aktion, die Erinnerungen weckt und das Miteinander stärkt.

Ein Wohnwagen, zwei Zelte, eine kleine Sandfläche mit Liegestühlen, dazu eine Feuerschale – und mittendrin strahlende Gesichter: Das Memory Zentrum der St. Augustinus Gruppe in Neuss hat seinen Bewohnerinnen und Bewohnern in diesem Sommer ein besonderes Erlebnis beschert. Direkt auf der Wiese neben dem Gebäude entstand ein kleiner Campingplatz, der Erinnerungen weckt und neue Gesprächsanlässe schafft. 

Die Idee dazu stammt von Betreuungsassistentin Karin Hambloch, inspiriert durch ein Buch des niederländischen Aktivisten Teun Toebes. Mit Anfang 20 fasste Toebes den ungewöhnlichen Entschluss, freiwillig in einem Pflegeheim zu leben – um von und mit Menschen mit Demenz zu lernen. Das regte Hambloch an, selbst einen kreativen Beitrag zu leisten.

Gemeinsam mit Christina Klee, Leiterin des Sozialen Dienstes, Kolleginnen und Kollegen aus der Tagespflege sowie Betreuungskräften aus den Wohnbereichen setzte sie die Idee in die Tat um. Der DRK-Ortsverein Kaarst-Büttgen unterstützte das Projekt mit einem Wohnwagen als Leihgabe. Unter dem Motto „Wir reisen durch die Welt“ konnten die Bewohnerinnen und Bewohner kulinarisch auf Tour gehen – mit Tapas und Sangria aus Spanien, Mozzarella-Spießen aus Italien und Brezeln mit Obazda aus Bayern.

„Das Feriengefühl entsteht ganz ohne großen Aufwand“, sagt Christina Klee. „Schon der Geruch der alten Zelte ruft viele Erinnerungen wach.“ Genau darum geht es: Leichtigkeit schaffen, Freude wecken, vertraute Erlebnisse zurückbringen. Auch wer nicht mehr mobil ist, profitiert – allein durch den Blick aus dem Fenster. „Das Flair allein sorgt für Gespräche und Interaktion“, ergänzt Hambloch.

Neben dem unmittelbaren Erleben ist das Projekt auch ein deutliches Zeichen für gelebte Teilhabe. „Wir möchten zeigen, dass Menschen mit Demenz nicht ausgegrenzt werden müssen“, so Hambloch. „Sie können draußen am Leben teilhaben, wenn man es möglich macht.“ Gerade in einer alternden Gesellschaft seien kreative Impulse in der Pflege unverzichtbar.
 
Die Aktion hat das Team nicht nur fachlich, sondern auch menschlich näher zusammengebracht. „Wir sind alle mit Herzblut dabei und haben große Freude daran, gemeinsam etwas Besonderes auf die Beine zu stellen“, betont Christina Klee. Das Projekt zeigt, wie viel bewegt werden kann, wenn verschiedene Bereiche zusammenarbeiten – von der Tagespflege über den Sozialen Dienst bis hin zu den Wohnbereichen.
 
 Die Resonanz war so positiv, dass bereits über eine Wiederholung im kommenden Jahr nachgedacht wird. Neue Ideen gibt es ebenfalls: Ein fest installierter Pavillon im Garten könnte künftig Raum für gemeinsame Picknicks bieten. Ziel ist es, den Außenbereich noch stärker in den Alltag einzubeziehen.