Gegen das Vergessen: Wie die Shoa für Schülerinnen und Schüler begreifbar wird

04.02.2025

Nach dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz besuchte der Psychologe Dr. Thomas Gabelin das Erzbischöfliche Berufskolleg Neuss.
Nach dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz besuchte der Psychologe Dr. Thomas Gabelin das Erzbischöfliche Berufskolleg Neuss.

Am Erzbischöflichen Berufskolleg Neuss fand jetzt eine besondere Gedenkveranstaltung zum Gedenken an die Gräueltaten der NS-Diktatur statt. Nach dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz besucht der Psychologe Dr. Thomas Gabelin die Schule. In der Kapelle Marienberg berichtet der Holocaust-Überlebende vor einer Vielzahl von Schülerinnen und Schülern über seine bewegende Familien- und Lebensgeschichte. 

In seinem eindrucksvollen Vortrag teilte Gabelin seine persönlichen Erlebnisse und schilderte die unvorstellbaren Schrecken, die er während dieser dunklen Zeit durchleben musste. Seine bewegenden Worte erinnerten daran, wie wichtig es ist, die Vergangenheit nicht zu vergessen und aus ihr zu lernen. 

Seine aus Krefeld stammenden Eltern, Lore und Werner Gabelin, waren am 13. Oktober 1944 in das KZ Theresienstadt deportiert worden. Sie kamen aus jüdisch-katholischen Familien und wurden durch die nationalsozialistische Politik und die Nürnberger Rasse-Gesetze als „Mischlingsehe 1. Grades“ angesehen. Nachdem die Nazi-Behörden auf die Familie aufmerksam wurden, wurde sie am 17. September 1944 verhaftet und zu einem Sammelplatz in die Großviehhalle des Schlachthofs Düsseldorf gebracht. Lore und Werner Gabelin wurden von dort aus nach Theresienstadt deportiert. Zu diesem Zeitpunkt war Lore Gabelin mit ihrem zweiten Kind (Thomas Gabelin) schwanger. 

Eindrücklich und mit Fotos berichtet Thomas Gabelin über die Lebens- und Leidensgeschichte seiner ganzen Familie. So fiel der Urgroßvater Gabelins dem Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten zum Opfer. Immer wieder kam er auf seine Mutter Lore zu sprechen, ohne deren zähen Lebenswillen unter diesen unmenschlichen Bedingungen Thomas Gabelin nicht hätte in Theresienstadt überleben können. Im Mai 1945 wurde Theresienstadt von russischen Truppen befreit. Lore, Werner und ihr Sohn Thomas konnten im Sommer 1945 nach Krefeld zurückkehren.  

Die Schülerinnen und Schüler sind sehr dankbar, dass ein Stück Erinnerungskultur über die grausamen Verbrechen der NS-Zeit lebendig werden konnte. Gabelins Appell, die Vergangenheit niemals zu vergessen und aktiv für eine tolerante und friedliche Gesellschaft einzutreten, wird alle begleiten.