Neuer Prachtband über die Baugeschichte der Neusser Basilika St. Quirin erschienen
23.09.2024
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Aus: Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln
Mit Superlativen wurde nicht gespart bei der Präsentation des vom Erzbistum finanziell geförderten 448-Seiten-Bandes „St. Quirin in Neuss. Kölnisch-niederrheinische Baukunst im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert". Kunsthistoriker Dr. Cornelius Hopp, der Autor, beschreibt die romanische Basilika in seiner Zusammenfassung als „einen der bemerkenswertesten Sakralbauten der Architekturgeschichte des frühen 13. Jahrhunderts in Deutschland“.
Und sein Doktorvater Professor Dr. Klaus Gereon Beuckers von der Universität Kiel zeigte keine Zweifel an der Bedeutung der neuen Publikation: „Baumonografien zu den großen romanischen Kirchen im Rheinland sind selten und stammen in ihren einschlägigen Beispielen vor allem aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts. Eine moderne Baumonografie, wie sie jetzt zu Neuss vorliegt, gibt es derzeit für keine einzige der großen romanischen Kirchen Kölns und deren Umfeld.“ Da wollte auch Stadtarchiv-Leiter Dr. Jens Metzdorf, der Hopp mit seinem Team unterstützte, nicht hintanstehen und bezeichnete St. Quirin als „identitätsstiftend“ für die ganze Stadt und die Arbeit darüber als schlichtweg „epochal“.
Laut einer Inschrift hat ein Magister Wolbero 1209 den ersten Stein zum Bau des Quirinusmünsters gelegt. Bislang bestanden in der wissenschaftlichen Literatur aber kontroverse Positionen zur Frage, wo genau mit dem Bau begonnen wurde. Die ungeklärte Abfolge der Arbeiten sowie die kunst- und architekturhistorische Stellung des Münsters wurden in der 2020 am Kunsthistorischen Institut der Universität Kiel eingereichten Dissertation Hopps ausführlich dargelegt und kritisch diskutiert. In der nun erschienenen überarbeiteten Fassung erläutert Hopp, der am hessischen Landesamt für Denkmalpflege in Marburg arbeitet, die Vorbilder und die Konzeption des Neubaus von St. Quirin.
Das Münster gehört demnach zu den wichtigsten romanischen Kirchen im Rheinland, dessen Formen sich Anfang des 13. Jahrhunderts an den damals wichtigsten Gotteshäusern orientierten. Einflüsse sind insbesondere aus Bauten wie dem Viktorsdom in Xanten, dem Cassius- und Florentiusmünster in Bonn sowie St. Gereon in Köln zu erkennen, obwohl das Neusser Damenstift keineswegs wie diese die Funktion eines sogenannten Archidiakonates innehatte. „Hier zeigt sich der überragende Anspruch und das große Selbstbewusstsein der Neusser Frauen, die sich wohl aufgrund der römischen Tradition des Ortes hier in dieser Liga verstanden“, sind sich Hopp und Beuckers einig. Das so entstandene Münster des 13. Jahrhunderts sei deshalb „ein Bau weit überregionaler Qualität und europäischer Bedeutung“.
Die jetzt neu vorgelegte Dissertation behandelt die Architektur der Basilika in einer bisher nicht annähernd bestehenden Ausführlichkeit, die nicht nur den Bauablauf klärt, sondern die Bauformen in die europäische Architekturgeschichte einordnet und forschungsgeschichtlich einbettet. So entsteht eine Würdigung der ambitionierten Formen mit dem Drei-Konchen-Chor im Osten, den Emporen im Langhaus und dem imposanten Westbau.
Cornelius Hopp, „St. Quirin in Neuss. Kölnisch-niederrheinische Baukunst im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert", Michael-Imhof-Verlag, 448 Seiten, 292 Farb- und 187 Schwarz-Weiß-Abbildungen. Der Band ist ab sofort im Buchhandel zum Preis von 89 Euro erhältlich (ISBN 978-3-7319-1139-5).