Tatort Kirche – wird es immer schlimmer?
31.03.2025

Tatort Kirche: Einen niedrigen vierstelligen Betrag konnten Einbrecher erbeuten, die vor knapp zwei Wochen in einen Probenraum an der Sakristei von St. Quirin in Neuss eindrangen und einen Metallschrank knackten. Die Tatverdächtigen verschafften sich durch Aufbrechen eines Notausganges gewaltsam Zugang. Das ist bei weitem nicht der erste Einbruch in eine Kirche hier im Rhein-Kreis Neuss.
Vor gut einem Jahr etwa warfen Unbekannte die Fensterscheibe der evangelischen Christuskirche in Dormagen ein und gelangten so in das Gebäudeinnere. In der Cafeteria durchwühlten sie mehrere Schränke und verschafften sich gewaltsam Zutritt zu einem Lagerraum. Auch dort wurde Bargeld entwendet.
Nur wenige Tage später an der Kirche St. Maria vom Frieden: Einbrecher hebelten ein Metalltor sowie mehrere Türen auf, beschädigten eine Scheibe und durchsuchten mehrere Schränke. Es wurden Gegenstände sowie Bargeld entwendet.
Im Frühjahr des vergangenen Jahres wurde die Polizei zur Kirche St. Andreas in Neuss-Norf gerufen. Im Kirchenvorraum waren deutliche Spuren eines Brandgeschehens erkennbar. Unter anderem war der im Kirchenvorraum befindliche Altar durch Feuer beschädigt worden. Der Verdacht: Brandstiftung.
Tatort Kirche: Werden Kirchen häufiger Opfer von Diebstählen oder Vandalismus? Sinkt die Hemmschwelle? Kann man gar eine Welle der Gewalt gegen die Religionsausübung feststellen? katholisch-im-rhein-kreis-neuss.de ging dieser Frage nach und wertete dazu Zahlen des Innenministeriums NRW aus:
Mehr als 5.100 Fälle von Einbruchs- und Diebstahldelikten weist die landesweite polizeiliche Kriminalstatistik für die Jahre 2018 bis 2024 aus. Zuvor wurden Kirchen, Kapellen und Klöster nicht gesondert als Tatort erfasst. Rechnet man den Jahresdurchschnitt aus, kommt man auf etwa 736 Fälle. Die Zahlen für 2023 (803) und 2024 (753) liegen über dem Durchschnitt, die Tendenz aber ging zuletzt nach unten. Eine leichte Zunahme verzeichnete lediglich der schwere Diebstahl, wozu auch Einbrüche in Kirchen zählen. In den Jahren 2023 und 2024 wurden jeweils 423 Fälle erfasst.
Übrigens: Die Erfassung einer Tatörtlichkeit bedeutet nicht, dass wirklich auch das Bauwerk angegriffen bzw. die Kirchengemeinde Opfer ist. Würde etwa einem Gottesdienstbesucher das Portmonee gestohlen, wäre auch dies ein erfasster Fall.
Vandalismus bzw. Sachbeschädigung an Kirchen, Kapellen und Klöstern wurde seit 2018 in rund 3.000 Fällen erfasst. Der Jahresdurchschnitt liegt bei knapp 438 Fällen. Während dieser Wert im Jahr 2022 mit 475 Fällen deutlich übertroffen wurde, sinken die Zahlen seitdem und lagen 2024 mit 413 Fällen unter dem Durchschnitt. Also: Kein Anstieg erkennbar.
Natürlich ist jeder Fall zu viel. Ein Blick auf die Zahlen der vergangenen sieben Jahre zeigt allerdings: Die Entwicklung liegt im Rahmen üblicher statistischer Schwankungen. Eine deutliche Tendenz zu mehr Straftaten ist nicht erkennbar.