Schritt in Richtung klimaneutrale Klinik: Klimafreundliche Narkose im Johanna-Etienne-Krankenhaus
12.07.2024
Seit rund 180 Jahren sind Narkosegase aus Operationssälen nicht mehr wegzudenken. Doch was Patientinnen und Patienten während eines Eingriffs sanft und sicher schlafen lässt, hat einen besonders negativen Effekt auf die Umwelt. Mit einer neuen Lösung wirkt das katholische, nach der Gründerin der Augustinerinnen benannte Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss dem entgegen.
Warum das altbewährte Mittel so schädlich ist, ist schnell erklärt: Mit der Abluft des Narkosegases gelangen Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) beziehungsweise Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) in die Atmosphäre, die die Ozonschicht schädigen und damit für den Treibhauseffekt, also die Erwärmung der Atmosphäre, mitverantwortlich sind. Im „Etienne“ richten sie allerdings keinen großen Schaden mehr an. Dort sind inzwischen sieben Operationssäle, in denen mit Narkose gearbeitet wird, mit einer speziellen Filteranlage ausgestattet. Und das als einzige Klinik im Rhein-Kreis Neuss.
Zum Einsatz kommen Aktivkohlefilter, die an insgesamt 21 Narkosegeräten angebracht sind. In diesen Filtern werden die Gase aufgefangen und zum größten Teil wieder aufbereitet, bevor sie erneut für Narkosen eingesetzt werden – ganz im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Das Filtersystem zahlt sich aber nicht nur für die Umwelt aus. Es senkt auch die Kosten, da die Wartung der Narkosegasabsaugung entfällt. Zudem können erhebliche Stromeinsparungen erzielt werden.
„Insgesamt sparen wir auf diese Weise 70 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ein“, erklärt Dr. Lukas Schlösser, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin und Ärztlicher Direktor. Das entspricht einer Fahrleistung von 231.000 Kilometern mit dem Benzinauto – das ist fast sieben Mal rund um den Globus. „Erst 150 von rund 1900 Kliniken in ganz Deutschland nutzen dieses System“, sagt Dietmar Kußmaul, Bereichsleiter Medizintechnik. „Damit gehört unser Johanna-Etienne-Krankenhaus zu den Vorreitern.“ Und auch Schlösser ist überzeugt: „Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit dem hochrelevanten Thema Nachhaltigkeit und gehen mit dieser Innovation einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung.“
Bereits vor mehr als zehn Jahren hat die St.-Augustinus-Gruppe, zu der auch das Johanna-Etienne-Krankenhaus gehört, mit der Planung von klimafreundlichen Neubauten erste umweltschonende Maßnahmen ergriffen. Erst in diesem Jahr wurde die Klinik zudem mit Photovoltaikmodulen ausgestattet. „Wir müssen uns unserer Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen bewusst sein und alles tun, um die Klimakrise abzuwenden“, so Schlösser und Kußmaul. „Deshalb ist uns dieses Projekt eine Herzensangelegenheit“.